In Frankreich sorgt ein Werbespot für Aufregung: Die Supermarktkette Leclerc hat in einer öffentlichen Kampagne für die Öffnung des Apothekenmarktes geworben. Das Versprechen: Apothekenpflichtige Medikamente würden in einer zur Kette gehörenden Parapharmazie um 25 Prozent billiger verkauft werden als in der Offizin. Apothekerverbände und das Gesundheitsministerium kritisieren den Vorstoß.
Der Eigentümer der Einzelhandelskette Michel-Edouard Leclerc hat den derzeitigen Umbruch im Markt genutzt, um Aufmerksamkeit zu erregen. Denn noch im Frühjahr wird sich für die französischen Apotheker einiges ändern: Schon in den kommenden Wochen sollen in den Apotheken OTC-Präprate vor dem HV-Tisch - und somit für den Verbraucher leichter zugänglich - angeboten werden. Dieser Schritt soll nach Aussage von Gesundheitsministerin Roselyne Bachelot den Wettbewerb im OTC-Segment fördern und den Preiskampf anregen.
Eine komplette Öffnung des Apothekenmarktes will Bachelot dagegen nicht. Den Vorstoß von Leclerc bezeichnete sie als „verlogene Werbung“, die zur Täuschung der Verbraucher diene. In einem französischen Fernsehsender verwies die Ministerin auf andere europäische Länder, in denen durch die Marktöffnung zwar die Preise zunächst gefallen waren, nach drei Monaten allerdings wieder angestiegen seien.
Für die französische Apothekerkammer birgt der Verkauf von Arzneimittel auf Großflächen gesundheitliche Risiken: „Ein Supermarktregal ist keine Apotheke“, betont der Präsident Jean Parrot. Medikamente seien keine „banale Ware“. Selbst bei apothekenpflichtigen Produkten müsse beraten werden, wie das Beispiel Paracetamol zeige. Die französischen Apotheker wollen in den kommenden Wochen eine groß angelegte Kampagne zur Information von Patienten und Verbrauchern starten.
Leclerc ist eine europäisch agierende Einzelhandelskette. Neben Frankreich gibt es Supermärkte in Italien, Portugal und Spanien. In Italien, wo seit Juli 2006 Arzneimittel zur Selbstmedikation in Einkaufsmärkten vertrieben werden dürfen, bietet Leclerc OTC-Produkte seit Herbst vergangenen Jahres an.
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