Untersuchungsausschuss

Türkei: Parlament befasst sich mit Gewalt gegen Apotheker

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Berlin -

Das türkische Parlament hat sich mit Gewalt gegen das Personal von Apotheken befasst. Nachdem der Fall einer Massenschlägerei im südtürkischen Tarsus durch die überregionalen Medien des Landes ging, starteten mehrere Abgeordnete eine Initiative. Die Gewalt gegen Apotheker habe in den letzten Jahren stark zugenommen, deshalb müsse die Politik handeln, argumentieren sie.

Eine Gruppe von Abgeordneten der Republikanischen Volkspartei CHP, der größten Oppositionspartei des Landes, hat die steigende Gewalt gegen Apothekenmitarbeiter in die Große Nationalversammlung der Türkei getragen. Die Politiker Gamze Taşcıer, Erkan Aydın, Burhanettin Bulut, Özgür Özel und İrfan Kaplan – allesamt studierte Pharmazeuten – forderten die Einrichtung einer Kommission, die den Ursachen der Gewalt auf den Grund geht.

„Schlägereien, Verletzungen und Morde nehmen drastisch zu. Diese Gewalt erreicht auch die Menschen, die Dienste für die Gesellschaft leisten“, heißt es im dazugehörigen Antrag, den die Abgeordnetengruppe eingereicht hat. „Die Gewalt gegen Apotheken und ihre Mitarbeiter hat in allen Ecken des Landes ernste Ausmaße erreicht.“

Zum Beleg nennen die Oppositionspolitiker bekannte Fälle aus der jüngeren Vergangenheit. So sei es nur kurz vor den Ereignissen in Tarsus zu einem ähnlichen Vorfall in Istanbul gekommen. Im Viertel Kâğıthane auf der europäischen Seite der Stadt war ein Apotheker angegriffen und verletzt worden, weil er sich weigerte, einem Kunden ein Antibiotikum ohne Rezept auszuhändigen. Noch dramatischer war ein Fall, der vor zwei Jahren durch die Presse ging: In der Apotheke der Pharmazeutischen Fakultät der Universität Ankara gab es damals einen bewaffneten Angriff, bei dem vier Apothekenangestellte ums Leben kamen.

„Apothekenmitarbeiter sind sowohl tagsüber als auch im Nachtdienst ständig der Gefahr von physischer Gewalt, Verletzungen oder gar Morden ausgesetzt“, heißt es weiter im Antrag. Es sei deshalb notwendig, Schritte einzuleiten, um diese Gefahren zu verringern.

„Mit ihrer Arbeit leisten unsere Kollegen Tag und Nacht große Dienste für die Gesundheit unserer Gesellschaft“, so Gamze Taşcıer. „Wir als CHP-Abgeordnete mit pharmazeutischem Hintergrund fordern deshalb eine Untersuchungskommission, die den Ursachen der Gewalt auf den Grund geht und Vorschläge macht, welche Maßnahmen man ergreifen könnte, um die Gefahren zu verringern. Jeden Tag, an dem die Regierung nichts unternimmt, vergrößert das Risiko für Leib und Leben der Apotheker in unserem Land.“ Dass das Vorgehen Erfolg hat, ist indes unwahrscheinlich. Die Koalition aus der islamisch-konservative Regierungspartei AKP und der rechtsextremen Nationalistischen Bewegungspartei MHP bügelt derartige Anträge zur Einrichtung von Ausschüssen in der Regel mit ihrer Stimmenmehrheit ab.

Anlass für die Initiative der CHP-Abgeordneten war der Fall einer Massenschlägerei im südtürkischen Tarsus. Ein Patient wollte ein Rezept für ein Magenmittel einlösen. Als der Apothekenmitarbeiter ihm statt des Originals auf dem Rezept ein Generikum aushändigen wollte, kam es zu einem Streit, der komplett eskalierte. Zwölf weitere Männer kamen in die Apotheke und zerstörten beinahe das gesamte Inventar, vier Menschen wurden teils schwer verletzt. Zwar wurden acht Angreifer nach den Ereignissen festgenommen, fünf von ihnen wurde jedoch kurz danach wieder freigelassen – der Apothekeninhaber hatte sich öffentlich mit ihnen ausgesöhnt.

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