Während in Deutschland weiterhin Maßnahmen gegen den Rx-Versandhandel vorbereitet werden, diskutiert die Politik in Tschechien über dessen Einführung. Auf einer Apothekerkonferenz in dieser Woche wurde darüber gesprochen. Als Vertreter des Verbandes der European Association of Mail Service Pharmacies (EAMSP) war auch dessen Präsident Max Müller anwesend. Ein Zeitpunkt für die Zulassung des Rx-Versandhandels steht noch nicht fest.
Das tschechische Gesundheitsministerium bestätigte Pläne zur Zulassung des Rx-Versandhandels. Auch Kammerpräsident Dr. Lubomír Chudoba erklärt auf Nachfrage: „Derzeit diskutieren wir darüber.“ Eine rasche Einführung sei für die Apotheker aber „nicht akzeptabel“.
Im welchem Umfang der Rx-Versandhandel zugelassen werden soll, ist noch offen. Dem Vernehmen nach gibt es Überlegungen, diese zunächst für bestimmte Gruppen wie ältere Personen und Behinderte zuzulassen. Nähere Einzelheiten liegen zur Zeit noch nicht vor. Offenbar steht die Diskussion in Tschechien in Zusammenhang mit der erfolgreichen Einführung des elektronischen Rezepts Anfang 2018. Von den Patienten wurde das E-Rezept überraschend gut angenommen; inzwischen sollen 90 Prozent der Verordnungen digital abgewickelt werden. Das veranlasst die Regierung in Prag, über den nächsten Reformschritt in der Arzneimittelversorgung nachzudenken. Wie in den meisten EU-Ländern zeichnen sich auch in Tschechien Engpässe bei der Arzneimittelversorgung auf dem Land ab.
Rx-Medikamente dürfen derzeit nur in sieben der 28 EU-Mitgliedsstaaten verschickt werden. In Deutschland ist der Rx-Versandhandel seit 2004 erlaubt; die damalige Gesundheitsministerin Ulla Schmidt (SPD) hatte ihn im Vorfeld des EuGH-Urteils zu DocMorris mit Zustimmung der Union freigegeben. Außer in Deutschland dürfen Rx-Arzneimittel in Dänemark, Estland, Finnland, den Niederlanden, Schweden und Großbritannien verschickt werden.
Die Richter in Luxemburg entschieden damals ausdrücklich, dass die EU-Mitgliedstaaten den Versand verschreibungspflichtiger Arzneimittel verbieten dürfen. Ein Verbot des OTC-Versandhandels ist dagegen nicht rechtmäßig. Auch in Tschechien werden daher seit Jahren von den großen Apothekenketten Benu (Phoenix) und Dr. Max zahlreiche Non-Rx-Produkte verschickt. Auch die Schlecker-Tochter Droxi spielte vor der Pleite des deutschen Mutterkonzerns im OTC-Versand mit.
Das Land steht auch auf der Länderliste des Bundesgesundheitsministeriums (BMG), sodass auch der Versand nach Deutschland zulässig ist. Tatsächlich gab es mit VfG einen OTC-Versender, der von Tschechien aus einige Jahre lang deutsche und auch österreichische Patienten mit Medikamenten versorgte. Der Discounter war 2004 durch den Leipziger Marketingexperten Professor Dr. Christian Schleuning gegründet worden, im Dezember 2006 kaufte Zur Rose das Unternehmen für die stolze Summe von 25 Millionen Euro, genauso viel wie 2012 für DocMorris gezahlt wurde.
Der Standort in Česká Lípa wurde 2013 geschlossen. Die stationäre Apotheke blieb bestehen, die Marke VfG mit dem Claim „Viel fürs Geld“ blieb im deutschen Markt erhalten. Das Geschäft wird vom Standort in Halle/Saale aus betrieben, wo der Pharmadienstleister der gleichnamigen Versandapotheke bereits in der Vergangenheit für VfG aktiv war. Entsprechend lautet der Zusatz: „VfG – ein Vertriebsweg der Apotheke Zur Rose“.
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