Portugal

Troika fordert Kassenabschlag von Apotheken Benjamin Rohrer, 07.10.2011 09:40 Uhr

Berlin - 

Wie Griechenland, Spanien und Italien muss auch Portugal sparen. Auch die Apotheker sollen ihren Beitrag leisten: In einem Memorandum hat die so genannte „Troika“ die portugiesische Regierung aufgefordert, im Apothekenbereich jährlich 50 Millionen Euro einzusparen. Die Vorschriften der Finanzexperten von EU, Europäischer Zentralbank (EZB) und Internationalem Währungsfonds (IWF) sind detailliert: Die Gehälter von Apothekern und Großhändlern sollen auf eine degressive Marge plus Fixpauschale umgestellt werden.

Pro abgegebener Packung gab es für Portugals Apotheker bislang eine einheitliche Marge von 20 Prozent, für Grossisten 8 Prozent. Mit einer degressiven Gewinnmarge sollten die Apotheker motiviert werden, günstigere Medikamente abzugeben, heißt es in dem Memorandum. „Das Ziel ist es, durch die geringeren Verdienste der Apotheker die Arzneimittelausgaben um mindestens 50 Millionen Euro zu senken“, schreibt die Troika.

Rein rechnerisch bekäme damit jede der etwa 2800 portugiesischen Apotheken 17.900 Euro weniger im Jahr. Weder die genaue Marge noch die Höhe der Fixpauschale wurden bislang festgelegt; das portugiesische Gesundheitsministerium will in Kürze Vorschläge präsentieren.

Wenn diese Maßnahmen nicht zu den gewünschten Einsparungen führen, soll noch im kommenden Jahr der „Plan B“ realisiert werden: ein Kassenabschlag für die Apotheken. Von der neuen Marge sollen dann weitere 3 Prozent pro Packung abgeführt werden. „Die Regierung muss in diesem Fall die monatliche Zahlung dieses Rabattes veranlassen“, so die Finanzexperten. Dabei dürfe jedoch die Rentabilität kleinerer Landapotheken nicht gefährdet werden.

In der vergangenen Woche hat die portugiesische Regierung die Einsparungen im Gesundheitsbereich beschlossen, eine Entscheidung des Parlamentes steht noch aus. Bis 2013 soll Portugal seine Arzneimittelausgaben auf 1 Prozent des BIP abgesenkt haben, was in etwa dem EU-Durchschnitt entspricht. Derzeit geben die Portugiesen mehr als 2 Prozent des BIP für Medikamente aus.

Um dieses optimistische Ziel zu erreichen, hat die Regierung weitere Sparmaßnahmen beschlossen: So soll der Preis neuer Generika automatisch auf 60 Prozent des Preisniveaus vom Originalpräparat abgesenkt werden. Bei der Preisbildung von Arzneimitteln muss Portugal sich in Zukunft an die Preise in Slowenien, Italien und Spanien halten. Um Bürokratiekosten zu senken, soll außerdem das komplette Verschreibungssystem elektronisiert werden.