Die britische Arzneimittelbehörde will das Antibiotikum Trimethoprim für die Behandlung unkomplizierter Blasenentzündungen aus der Verschreibungspflicht entlassen. Erst vor wenigen Wochen hatte die Behörde entschieden, das Antibiotikum Azithromycin zur Behandlung bereits diagnostizierter, beschwerdefreier Chlamydien-Infektionen bei Personen über 16 Jahren zum OTC-Produkt zu machen. Experten laufen Sturm gegen die Pläne.
Kritiker befürchten vor allem den Anstieg resistenter Erreger. Trimethoprim ist Studien zufolge bereits heute bei 30 Prozent aller Harnwegsinfektionen wirkungslos. Professor Dr. Jonathan Cooke von der britischen Gesellschaft für antimikrobielle Chemotherapie sagte dem Britischen Ärzteblatt, die Freigabe werde katastrophale Auswirkungen auf das Verschreibunsgverhalten der Ärzte haben. Wenn Trimethoprim in der Apotheke erhältlich sei, würden Mediziner auf stärkere Antibiotika wie Fluorchinolone ausweichen. Dies würde seiner Meinung nach nicht nur die Resistenzentwicklung verstärken, sondern auch das Risiko für gefährliche Clostridium difficile-Infektionen erhöhen.
Die Arzneimittelaufsicht wies darauf hin, dass eine endgültige Entscheidung über Trimethoprim noch nicht gefallen sei. Eine speziell eingerichtete Arbeitsgruppe werde sich zunächst mit dem Problem der Resistenzentwicklung beschäftigen.
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