Tödlicher Fehlgriff mit Gliclazid APOTHEKE ADHOC, 04.04.2016 16:56 Uhr
Weil eine Frau in einer schottischen Boots-Apotheke falsche Medikamente erhielt, erlitt sie eine schwere Hypoglykämie und fiel ins Koma. Nach zwei Tagen verstarb die 86-Jährige an den Folgen in einem Krankenhaus. Der Fall aus dem Jahr 2013 wird zurzeit vor Gericht verhandelt. Die Familie der verstorbenen Frau will weder die Apothekenleiterin noch die verantwortlichen Mitarbeiter persönlich verklagen.
In der Boots-Filiale soll die Patientin irrtümlicherweise Arzneimittel mit dem Wirkstoff Gliclazid von einer Diabetikerin mit ähnlich klingendem Namen erhalten haben. Nachdem sie einen hypoglykämischen Schock erlitt, wurde sie ins Krankenhaus gefahren. Die Ärzte gingen davon aus, dass es sich um die Diabetikerin handelte, weil ein Sanitäter ihre Pillendose aus der Wohnung der Patientin mitgenommen und den Medizinern übergeben hatte. Eine Krankenschwester, die die 86-Jährige kannte, soll sie schließlich über die Identität aufgeklärt haben. Zwei Tage später starb die Patientin aufgrund von Hirnverletzungen und anderen Komplikationen.
Die Apothekenleiterin wollte vor Gericht nicht aussagen. Ein Statement aber, das sie der Polizei gab, wurde während der Verhandlung verlesen. Darin heißt es, dass sie sich nicht erklären könne, wie die Verwechslung zustande kam. Sie sagte, dass abholbare Arzneimittel auf Regalen in alphabetischer Reihenfolge stehen würden. Aufgrund der Namensähnlichkeit sollen sich die Pillen nebeneinander befunden haben. Ein Mitarbeiter soll der Patientin versehentlich die falschen Mittel überreicht haben.
Der Sohn der Patientin fand seine Mutter bewusstlos in ihrer Wohnung auf. Vor Gericht beschrieb er seine Mutter als eine noch scharfsinnige und lebhafte Frau. Sie reiste offenbar wenige Jahre vor ihrem Tod durch Afghanistan und Australien. Ihr anderer Sohn, der die Familie vor Gericht vertritt, sagte, dass es keine Privatklage gegen die Apothekenleiterin oder ihre Mitarbeiter geben werde.