Team-Yoga gegen den Kunden-Blues Carolin Ciulli, 31.10.2018 09:14 Uhr
Monika Zeilinger hat eine Vision. Die österreichische Pharmazeutin will Yoga für Apothekenteams anbieten. Mit Sonnengruß, Krieger und Baum soll innere Ruhe im hektischen Alltag einkehren. Die Offizin hat sich als Veranstaltungsort aber nicht etabliert. Trotz angrenzendem Raum sei die Apotheke nicht für die Entspannung förderlich.
Sportlich war Zeilinger schon immer. Die Wienerin begann vor mehr als 15 Jahren, sich mit Fitness auseinanderzusetzen und nahm beispielsweise Tanzunterricht. Nach dem ersten Kind suchte sie einen Ausgleich. „Ich kam zufällig zum Yoga. Mir hat es gefallen, obwohl ich damit vorher nie etwas anfangen konnte.“ Ihre Leidenschaft für die aus Indien stammende philosophischen Lehre, die geistige und körperliche Übungen vereint, war geweckt.
Sie ließ sich zur Yoga-Lehrerin ausbilden und gab Kurse. Seit 2014 auch in der Apotheke. Die Nachfrage der Kunden war gut. Zeilinger lud zu Faszien- und Anusara-Yoga sowie Yoga-Therapie. Vor allem letzteres sei gut angekommen. Dabei werden verschiedene Aspekte der Lehre im therapeutischen Gebiet angeboten. Mit Entspannungs- und Atemtechniken sollen verschiedene Gesundheitsproblemen cotherapeutisch begleitet werden.
Die Nachfrage richte sich aber auch nach dem Stadtbezirk, an dem die Kurse angeboten werden. „Ich halte die Kurse mittlerweile nicht mehr in der Apotheke. Der Ort war für die Entspannung nicht passend“, sagt Zeilinger. Die Hektik konnte man nicht aussperren. „Das Alltagsgeschäft läuft nebenher und das hat man mitbekommen.“ Stattdessen mietet sie verschiedene Räume an etwa in einer Praxisgemeinschaft, in einem Fitnessstudio und in einer Volksschule.
Zehn Stunden die Woche lehrt sie Yoga, vierzehn Stunden arbeitet sie in der Apotheke ihres Mannes in Wien. Er übernahm die Einsiedler-Apotheke 2011. Sie ist bereits seit 2008 dort tätig. 13 Mitarbeiter sind in dem Betrieb beschäftigt. Die Kurse für die Kollegen sind bisher nur eine Idee. Künftig will sie stärker in die Richtung „Yoga-Coach“ gehen – gerade für Apothekenmitarbeiter. „Die Menschen brauchen immer mehr einen Ausgleich vom kräfteraubenden Arbeitsalltag.“
In der Apotheke befasse man sich täglich mit schwierigen Themen. „Viele Kunden sind nicht nett, weil sie schwerkrank sind. Der Frust wird oft am Personal abgeladen.“ Die Mitarbeiter leisteten einen essentiellen Anteil am Erfolg einer Apotheke. „Ohne geht es nicht, das spürt man oft erst, wenn Kollegen krank sind.“ Mit Yoga und Meditation könne präventiv entgegengewirkt und mentale Stärke erzeugt werden. „Die Chefs würden bestimmt investieren.“
Auch in Deutschland ist Yoga in Apotheken angekommen. Die PTA Sabine Gibbat arbeitet in der der Apotheke am Fürstenberg in Konstanz. Sie ist ausgebildete Yogalehrerin und unterrichtet seit mehreren Jahren Kundalini-Yoga. Ihr Chef interessierte sich bereits für das Angebot. Er nahm an Kursen teil. Yoga dient nicht nur der Entspannung. Die Lehre soll sich auch positiv auf Depressionen, Herz-Kreislauf-Erkrankungen, Diabetes und die Folgen des Metabolischen Syndroms auswirken. Viele Krankenkassen unterstützen die Teilnahme an Kursen finanziell.