Apothekenketten

„Swedish European Pharmacy“ für den Irak Friederike Heinze, 03.08.2012 13:45 Uhr

Berlin - 

Europäische Medikamente und irakisches Geld: In der kurdischen Region des Irak wollen der schwedische Arzneimittelexporteur Phil Med Alliance (PMA) und das irakische Öl- und Bauunternehmen Qaiwan Group eine Apothekenkette aufbauen. Bis 2016 sollen unter dem Namen „Swedish European Pharmacy“ 300 Apotheken entstehen. Angeboten werden sollen vor allem europäische Medikamente. Derzeit gebe es im Irak überwiegend Raubkopien, sagte Qaiwan-Chef Fakhir Taib Hassan kürzlich in einem Interview.

 

PMA exportiert weltweit Arzneimittel und Impfstoffe in Länder, in denen westliche Hersteller nicht vertreten sind. Laut PMA-Chef Gunnar Boström kamen die Iraker auf sie zu, „weil schwedische Unternehmen in der Region generell einen guten Ruf haben“. An Geld scheint es dem Unternehmen nicht zu mangeln: Die Projekte der neu gegründeten „Phil Med Alliance Qaiwan Group“ würden allesamt vom Ölkonzern finanziert, sagt Boström. PMA ist für die Kontakte zu Pharmaherstellern zuständig und hat nach eigenen Angaben bereits GlaxoSmithKline an Land gezogen. Alle Geschäfte laufen von Schweden aus. 51 Prozent des Unternehmens hält PMA, 49 Prozent Qaiwan.

Mit einer „Pilot-Apotheke“ soll alles beginnen. Diese wird in der gerade entstehenden „Qaiwan Sopping Mall“ im kurdischen Sulaymaniyah zu finden sein. „Wir beginnen in Kurdistan, weil hier die Lage am stabilsten und friedlichsten ist“, sagt Boström. Nach und nach folgen weitere. Laut Boström sollen monatlich fünf bis zehn Apotheken gebaut werden. Bis zum Sommer 2013 will PMA Medikamente für rund 200 Millionen US-Dollar in den Irak geliefert haben. Es sollen Präparate sein, die von der EMA und FDA zugelassen sind – meist Originale, aber auch Generika.

Laut Boström ist die irakische Bevölkerung bereit, mehr Geld für eine bessere Qualität auszugeben. „Die Menschen in Kurdistan sind wohlhabend und die Nachfrage nach westlicher Medizin ist groß.“ Bislang müsse die Bevölkerung ihre Medikamente selber bezahlen, so Boström. Krankenversicherungen gebe es nicht. Beraten werden sollen Patienten von medizinischem Personal, das durch in Schweden ausgebildete Apotheker geschult wird.

Zu den Ländern, in die PMA bislang exportiert, zählen unter anderem Kenia, Sudan, Äthiopien, Marokko, Algerien, Pakistan und Malaysia. Zum Management des 2008 gegründeten Unternehmens gehören neben Gunnar und GunMarie Boström auch der ehemalige Sanofi-Landeschef Seppo Silander und der Apotheker Ulf Rydell von „Farmacevter utan Gränser“, dem schwedischen Pendant zu Apotheker ohne Grenzen. Die Qaiwan Group hat ihren Hauptsitz in Dubai, baut Häuser und Hotels und betreibt eine Erdölraffinerie im Irak. Die Gruppe arbeitet unter anderem mit Hitatchi und BP Middle East zusammen. Der Jahresumsatz liegt bei einer Milliarde US-Dollar.