Die schweizerische Supermarktkette Migros plant möglicherweise einen neuen Anlauf zum Sprung ins Arzneimittelgeschäft. Im Interview mit der Handelszeitung erklärte Migros-Chef Herbert Bolliger, in Zukunft das Thema Gesundheit stärker besetzen zu wollen. Offenbar hat die Einzelhandelsgenossenschaft das OTC-Sortiment, das in der Schweiz traditionell in Drogerien gehandelt wird, ins Auge gefasst.
„Bei der Gesundheit und im Drogeriebereich gibt es für Migros noch Möglichkeiten, in der Schweiz zu wachsen. Wir wollen auch außerhalb unserer Supermärkte aktiv werden und Over-the-Counter-Produkte, also nicht rezeptpflichtige Produkte, anbieten“, sagte Bolliger gegenüber der Handelszeitung. „Hier möchten wir das Wachstumsfeld beackern.“
Ein Blick über die Landesgrenze nach Deutschland zeige, „wie stark dort Drogerieketten wie Schlecker oder DM sind“, so Bolliger weiter. Ausbaupläne im Drogerie-und Gesundheitsbereich würden deshalb derzeit bei Migros stark diskutiert. Bereits seit Anfang 2006 sammelt die Genossenschaft im Rahmen eines Modellprojekts mit der Versandapotheke „Zur Rose“ Rezepte ihrer Kunden in den Supermärkten und händigt die Bestellungen aus.
Über eine Kooperation will Migros nun offenbar auch außerhalb der eigenen Verkaufsstellen aktiv werden. Das Modell ist für nicht neu: So fungiert die Genossenschaft unter anderem als Exklusivpartner des deutschen Baumarkt-Riesen Obi, aber auch als Investor bei Buch- oder Bekleidungsgeschäften.
Mehr zu möglichen Konstellationen für den Arzneimittelbereich wollte man bei Migros auf Nachfrage nicht verraten. Medienberichten zufolge werden Gespräche mit den Drogerieketten dm und Müller, aber auch mit der Apothekenkette Amavita des Pharmahändlers Galenica geführt. Letzteres scheint jedoch eher unwahrscheinlich, zumal Amavita/Galenica bereits mit Migros-Konkurrent Coop ein entsprechendes Gemeinschaftsprojekt fährt.
Beobachtern zufolge könnte es für Migros beim Einstieg ins Arzneimittelgeschäft gerade darum gehen, den Abstand zu Coop zu vergrößern. Mit rund 1500 Verkaufsstellen hat Coop zwar das dichteste Verkaufsstellennetz in der Schweiz. Migros bringt es auf rund 600 Märkte, liegt aber bei Umsatz und Mitarbeiterzahl vorn. Knapp zwei Millionen Genossenschafter kaufen in den zehn regionalen Genossenschaften zusammen ein.
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