Nach E-Rezept kommt E-Vision Enrico Blasnik, 08.09.2016 13:48 Uhr
Das E-Rezept gibt es nach langer Wartezeit auch in Südtirols Apotheken. Um die Arbeit dort zu erleichtern und die zahlreichen händischen Scanvorgänge zu vermeiden, hat die Software-Firma CompuGroup Medial (CGM) das Programm „E-Vision“ entwickelt. Damit und mit einer Kamera werden nicht nur die Rezepte, sondern auch gleich die abgegebenen Arzneimittel erfasst und dokumentiert. Das Projekt befindet sich in der Pilotphase in ausgewählten Apotheken.
Eine dieser Apotheken gehört Dr. Florian Peer. Er leitet die traditionsreiche Apotheke Peer in Brixen. Die Apotheke hat im digitalen Zeitalter längst Fuß gefasst: So können Patienten eine Treuekarte erwerben, deren Daten online abrufbar sind. Mit der kostenlosen Notdienst-App der Apotheke wissen die Kunden, welche Apotheke geöffnet ist und Notdienst hat – mehr als 20.000 Mal wurde sie bereits heruntergeladen.
Zu diesem digitalen Angebot kommt jetzt E-Vision hinzu: Der Arzt druckt für das E-Rezept auf ein sogenanntes Promemoria die Nummer der Verschreibung und die Steuernummer des Patienten auf. Das Promemoria enthält außerdem: Datum, Name des Patienten, verschreibender Arzt und die Bezeichnung des Arzneimittels. Es kann auch den Therapieplan enthalten. Mit diesem Blatt kommt der Patient in die Apotheke. Die Mitarbeiter lesen die Nummern ein und können dann die Verschreibung abrufen.
„Seit drei Wochen verwenden wir E-Vision nun bei uns. Dafür hat die Apothekensoftwarefirma CGM eine Kamera installiert. Sie ist nach unten gerichtet und steht circa 20 Zentimeter über dem HV-Tisch“, sagt Peer. Unter dem Scanner der Kamera befindet sich ein Registrierblatt mit zunächst 21 leeren Kästchen.
Von den Arzneimitteln werden dann zwei Barcodes abgelesen. Das ist zum einen der AIC-Code, der hierzulande der PZN entspricht. Zum anderen wird ein zweiter Barcode eingelesen, der die Packung eindeutig identifiziert. Mit diesen zwei Barcodes wird die Abgabe der Packung registriert: „Die Kamera liest die Codes in weniger als zwei Sekunden und holt sich die Informationen direkt vom Zentralserver des staatlichen Gesundheitsdienstes“, so Peer. Zusätzlich wird bei der Abgabe noch das Etikett von der Verpackung abgelöst und auf eines der 21 freien Felder des Registrierblatts geklebt. Diese Registrierblätter werden dann am Monatsende an die Krankenkassen eingeschickt.
Das System registriert automatisch, ob der Patient nur ein einzelnes Medikament abholt oder ein Folge-Rezept einreicht. „Mit dem Programm ist es für uns viel einfacher. Wir können den Kunden beraten, das Promemoria einscannen, und dann weiter reden. Zusätzlich begleitet uns das Programm auch beim normalen Verkauf“, sagt Peer. Die Kamera erkennt auch die Barcodes von anderen Produkten mit EAN-Code.
Es gibt aber auch Spezialfälle: „Bei der Verordnung von Sauerstoff bleibt allerdings zunächst das alte Procedere über das rote Rezept bestehen. Das gleiche gilt für das 405-Medikament. Hier bestellt die Apotheke ein Arzneimittel über das Krankenhaus. Die Apotheke erhält dafür eine Pauschale von vier Euro“, so Peer. Selbst bei einem Stromausfall habe der Inhaber eine unterbrechungsfreie Stromversorgung, die das System für zwei Stunden aufrechterhalten kann. „Außerdem habe ich zwei redundante Internetverbindungen, die einen möglichen Verbindungsausfall reduzieren. Und selbst bei einem Totalausfall läuft alles wie zuvor. Ich klebe die Etiketten einfach später auf“, sagt Peer. Das Pilotprojekt E-Vision läuft noch zwei Wochen in der Apotheke Peer in Brixen sowie in drei weiteren Apotheken Italiens.