„Der Psychologe in der Apotheke“ heißt ein Projekt, das demnächst in Südtirol starten soll. Der Service soll eine erste psychologische Beratung sein und den Menschen eine Gelegenheit bieten, über psychosoziale Schwierigkeiten, psychisches Unbehagen oder einfach persönliche Probleme zu sprechen.
Der Schritt, zu einem Psychologen oder Psychotherapeuten zu gehen, fällt vielen Menschen schwer. Deshalb wurde in Italien die Idee geboren, ihnen einen möglichst niedrigschwelligen Zugang zur professionellen Unterstützung in schwierigen Zeiten zu ermöglichen. „Viele Menschen scheuen sich immer noch davor, einen Psychologen aufzusuchen”, sagte Edmund Senoner, Vizepräsident der Südtiroler Psychologenkammer, dem Nachrichtenportal Salto.bz.
Zusammen mit Francesca Zucali, Psychologin und Projektleiterin, und Matteo Bonvicini, Präsident der Apothekerkammer Bozen, stellte er Anfang Januar das Projekt „Der Psychologe in der Apotheke” vor. Die Möglichkeit, direkten Kontakt zu einem Psychologen in einem vertrauten Umfeld wie der Apotheke aufzunehmen, „soll den Menschen die Hemmungen, die sie vielleicht haben, nehmen”, so Senoner.
Die Initiative wurde von Psychologen- und Apothekenkammer sowie dem Apothekerverband ins Leben gerufen. Die Anmeldeformulare wurden laut Psychologenkammer bereits im November verschickt. Inzwischen sollen 49 der 119 Apotheken in Südtirol ihr Interesse bekundet haben.
Bereits seit 2009 werden ähnliche Projekte in verschiedenen Regionen Italiens durchgeführt. In Großstädten wie Rom, Mailand, Turin, Bologna oder Verona soll das Projekt „Lo Psicologo in Farmacia” seit mehreren Jahren erfolgreich laufen.
Nach Aussage von Zucali soll das psychologische Angebot in Apotheken in erster Linie eine orientierende Erstberatung für psychische Anliegen und „kein psychologischer Dienst” sein, wie er in Italien etwa in Krankenhäusern angeboten wird. Denn die Menschen, die sich an die Psychologen in den Apotheken wenden, sollen – wenn nötig – an spezifische Dienste und Fachpersonal weiter verwiesen werden.
Jeweils 36 Euro sollen zwei Gespräche kosten, dazu kommt eine Pauschale von 10 Euro, die zuzüglich Mehrwertsteuer an die Apotheke beim zweiten Gespräch bezahlt werden müssen. Um an dem Projekt teilzunehmen, müssen die Psychologen in das Berufsverzeichnis der Kammer eingetragen sein. Außerdem müssen sie beide Landessprachen – Deutsch und Italienisch – beherrschen.
Auch Apotheken müssen einige Voraussetzungen erfüllen. Es muss beispielsweise ein Raum zur Verfügung stehen, in dem in Ruhe Gespräche durchgeführt werden können. Es muss außerdem die Möglichkeit vorhanden sein, die für die Organisation benötigten Daten gemäß geltenden Datenschutzbestimmungen aufzubewahren. Auch der allgemeine Datenschutz muss gewährleistet werden.
Interessierte Psychologen sollen sich laut Psychologenkammer an eine der teilnehmenden Apotheke wenden, in der sie eine psychologische Beratung anbieten wollen. Es liege allein im Ermessen des Apotheker zu entscheiden, wen er zum Vorstellungsgespräch einlädt und wer letztendlich den Zuschlag erhält. Anschließend sollen die Apotheken der Psychologenkammer die Namen der Psychologen mitteilen.
„Dieses Projekt ist sehr wichtig, da es ermöglicht, Fachpersonen und Fachwissen vor Ort bestmöglich zu nutzen und Menschen aufzufangen, bevor vielleicht größere Probleme auftreten”, wird Matteo Bonvicini bei Salto.bz zitiert. Zunächst ist eine dreimonatige Testphase vorgesehen. Anschließend sollen sich die teilnehmenden Psychologen treffen und das Projekt evaluieren. Die Ergebnisse der Auswertung sollen darüber entscheiden, ob das Projekt weitergeführt werden soll.
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