Österreich

Streit um Praxisapotheken Patrick Hollstein, 07.03.2008 15:57 Uhr

Berlin - 

In Österreich ist in dieser Woche der Streit zwischen Ärzten und Apothekern um die Zukunft der Praxisapotheken neu entbrannt. Anlass war eine Pressekonferenz der niederösterreichischen Ärztekammer, in der die Mediziner Einschränkungen für die Arzneimittelabgabe durch Ärzte anprangerten. Einer zwischen Ärzte- und Apothekerkammer im Jahr 2006 verhandelten Arzneimittelgesetz-Novelle zufolge müssen ärztliche Hausapotheken, die weniger als sechs Kilometer von der nächsten öffentlichen Apotheke entfernt sind, bei Pensionierung des Arztes schließen.

Selbstdispensierende Ärzte können also beim Eintritt in den Ruhestand zwar ihre Praxis, nicht jedoch eine etwaige zugehörige Apotheke veräußern. Wie in anderen Ländern bringt die Abgabe von Arzneimitteln für die Mediziner Zusatzeinkünfte mit sich. Laut Ärztekammer könnte jede vierte Hausapotheke von der Regelung betroffen sein. Wenn sich eine Apotheke im Umkreis von vier Kilometern zur Arztpraxis ansiedelt, darf deren Apotheke sogar nur noch für eine bestimmte Übergangsfrist weiter betrieben werden. Die Mediziner fordern eine Novellierung der entsprechenden Regelungen.

Die Österreichische Apothekerkammer wies die Anschuldigungen zurück und warf den Ärzten vor, die Bevölkerung im Interesse eigener wirtschaftlicher Belange zu verunsichern. Das Apothekennetz in Österreich sei so dicht wie nie; gegebenenfalls werde die Arzneimittelversorgung von einer Filialapotheke übernommen. Für nicht mobile und bettlägerige Patienten böten Apotheken auf dem Land Zustelldienste an.

„Der Wegfall einer ärztlichen Hausapotheke ist kein Grund zur Landflucht von Ärzten“, sagte Kammerpräsident Mag. Heinrich Burggasser. Seit 2006 sei keine einzige Hausapotheke aus diesem Grund geschlossen worden, die Panikmache der Ärztevertreter sei völlig unbegründet. Burggasser: „Überall dort, wo eine Apotheke in den vergangenen Jahren eröffnet hat, hat sich die Arzneimittelversorgung der Bevölkerung deutlich verbessert. Jede Apothekeneröffnung stellt einen großen Gewinn für eine Gemeinde dar. Vor allem die kundenfreundlichen Öffnungszeiten, die fachliche Beratung und die Produktvielfalt in der Apotheke werden im Vergleich zu einer kleinen ärztlichen Hausapotheke sehr geschätzt.“