Kantonsspital Frauenfeld

Streit um Entlassapotheke beendet

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Berlin -

Patienten des neuen Kantonsspitals in Frauenfeld können ab kommenden Dezember direkt nach der Entlassung verschriebene Medikamente in der Apotheke im Erdgeschoss des Gebäudes holen. Dafür wurde extra eine Aktiengesellschaft mit dem Namen Horizont Apotheke gegründet, an der sich Apotheken Thurgau, das Ärztenetzwerk Thurgau und Thurmed beteiligen. Damit endet ein langer Streit, bei dem sich der Thurgauer Apothekerverband gegen die staatliche Konkurrenz wehrte.

Rund um den Neubau des Kantonsspitals in Frauenfeld wurde seit Längerem darüber gestritten, wer die Entlassapotheke betreiben darf und wird. Ursprünglich wollte die Firma Thurmed, die zu 100 Prozent dem Kanton Thurgau gehört, die Spitalapotheke allein führen. Doch der Verein Apotheken Thurgau, dem 20 der 24 Apotheken im Kanton angehören, wehrte sich gegen die staatliche Konkurrenz. Nach Auffassung der Apotheker sollten staatliche Strukturen nicht mit privaten Firmen konkurrieren.

Bis zu 30 Prozent ihres Umsatzes sollen Thurgauer Apotheken eigenen Angaben nach mit Patienten erzielen, die frisch aus dem Krankenhaus entlassen worden sind. Sie fürchteten, nach der Eröffnung der neuen Spitalapotheke künftig deutlich weniger solcher Entlassrezepte in ihren Apotheken zu sehen.

Nun ist nach Verhandlungen, bei denen der Kanton als Moderator aufgetreten sein soll, eine Lösung gefunden worden, wie mehrere Schweizer Medien übereinstimmend berichten. Die Horizont-Apotheke soll nun von einer neuen Aktiengesellschaft betrieben werden. An dieser beteiligt sich der Kanton mit Thurmed, das Ärztenetzwerk Thurgau und die Apotheken Thurgau. Die kantonseigene Firma Thurmed beschränkt sich laut Tagblatt auf eine Minderheitsbeteiligung von 26 Prozent, die sie via Spital Thurgau hält. Weitere 26 Prozent des Aktienkapitals von 700.000 Franken sollen vom Ärztenetzwerk Thurgau kommen. Mit 48 Prozent ist der Verein Apotheken Thurgau der Hauptaktionär. Apotheker stellen außerdem den Verwaltungsratspräsidenten.

Der zuständige Regierungsrat Jakob Stark zeigte sich auf Radio Top zufrieden mit dem erreichten Kompromiss: „Das war ein Konflikt zwischen drei Partnern im Gesundheitswesen, den man so auflösen konnte. Diese drei Partner sollen – in Zukunft noch besser – zusammenarbeiten.“ Es würden nun Kontakte entstehen, die auch in anderen Bereichen im Gesundheitswesen Fortschritte bringen könnten. Es liege „insofern im öffentlichen Interesse, als es Patienten gibt, die ein Rezept aufgrund des auf sich zu nehmenden Weges zur nächsten Apotheke oder einem Termin beim Hausarzt erst nach einigen Tagen verzögert einlösen – die Medikamentenversorgung wird unterbrochen.“

Danach sollten sie jedoch von ihrer Stammapotheke respektive ihrem Hausarzt versorgt werden, betonte Stefan Ullmann, Präsident des Vereins Apotheken Thurgau, gegenüber dem Tagblatt. Dennoch zeigten sich auch Apotheker durchaus zufrieden mit der „zukunftsgerichteten“ Lösung.

Ein Dorn im Auge der Thurgauer Apotheker bleibt dagegen die Spitalapotheke im rund 30 Kilometer entfernten Münsterlingen, die von Thurmed ohne Beteiligung der Apotheker betrieben wird. Gerne hätten sie die Apotheke mit in die Verhandlungen einbezogen. Diesen Bestrebungen soll Thurmed allerdings laut Tagblatt eine deutliche Absage erteilt haben.

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