Für Kinder lebensbedrohlich

Sorge vor gefährlicher Mpox-Variante

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Berlin -

Vor zwei Jahren meldeten mehr als 100 Länder Ausbrüche der Infektionskrankheit Mpox. Die Welle der einst Affenpocken genannten Krankheit verlief letztlich glimpflich. Nun aber kursiert eine neue Variante. „Es ist ohne Zweifel die gefährlichste der bekannten Mpox-Varianten“, sagte John Claude Udahemuka, Dozent an der Universität Ruanda, kürzlich bei einer Informationsveranstaltung.

Die Variante Ib (römisch 1 b) verbreite sich ohne Sexualkontakte von Mensch zu Mensch, löse schwerere Symptome aus als andere Varianten und sei für Kinder lebensgefährlich, erklärte Udahemuka.

Die Virus-Variante greift derzeit in der Demokratischen Republik Kongo um sich. „Expertinnen und Experten sind alarmiert, weil sie sich in der abgelegenen Region unkontrolliert ausbreitet. Sie kann auch Europa erreichen“, warnt die Weltgesundheitsorganisation (WHO). Die Krankheit hieß früher Affenpocken, weil sie in den 50er Jahren erstmals bei Affen nachgewiesen wurde.

Für den WHO-Nothilfekoordinator Mike Ryan ist die Ausbreitung nach Europa nicht die größte Sorge: Reiche Länder hätten bei dem Mpox-Ausbruch 2022 gezeigt, dass sie die Ressourcen haben, eine Verbreitung einzudämmen. „Meine größte Sorge ist, dass die Krankheit sich in Bevölkerungen ausbreitet, die von großer Armut betroffen sind, wenig Zugang zu medizinischer Hilfe haben und vielleicht Probleme haben, Behörden zu vertrauen“, sagte Ryan.

Infektionen mit der sogenannten Klade Ib sorgen für stärkeren Ausschlag am ganzen Körper und länger anhaltende Symptome. Frauen erleiden Fehlgeburten und für Kinder sei die Krankheit lebensgefährlich, erklärte Leandre Murhula Masirika, Forschungskoordinator der Gesundheitsbehörde von Süd-Kivu im Kongo. Er zeigte Fotos von Frauen und Kindern mit erbsengroßen Pusteln am ganzen Körper, auch auf dem Kopf. „Wir sind sehr besorgt über den Ausbruch“, sagte WHO-Mpox-Expertin Rosamund Lewis.

Die WHO versucht mit Informationskampagnen im Grenzgebiet zu Ruanda, Burundi und Uganda, die Bevölkerung über die Gefahren aufzuklären.

Die neue Variante breitete sich seit September 2023 von der abgelegenen Bergbaustadt Kamituga im Osten des Kongo ausgehend aus. Inzwischen wurden Fälle aus vielen Ortschaften gemeldet, auch aus Goma, wo es einen internationalen Flughafen gibt. Es sei nur eine Frage der Zeit, bis sich die neue Variante über die Region hinaus ausbreite, sagte Masirika.

Wie viele Ib-Infektionen es schon gab, ist unbekannt. Nur schwer Erkrankte suchten Krankenhäuser auf, sagte Trudie Lang, Professorin für globale Gesundheit an der Universität Oxford. „Das dürfte nur die Spitze des Eisbergs sein. Es ist möglich, dass die Inkubationszeit lang ist, das heißt, dass Menschen andere anstecken können, ohne es zu wissen.“

Die Mpox-Übertragung fand bislang entweder durch Kontakt mit Wildtieren und deren Fleisch (Klade I) oder über Sexualkontakte statt, vor allem unter Männern, die Sex mit Männern haben (Klade II). Die neue Variante habe sich zwar zunächst über Sexarbeiterinnen ausgebreitet, inzwischen gehe sie aber unabhängig von derlei Kontakten von Mensch zu Mensch, sagte Udahemuka. In einer Schule hätten sich zum Beispiel viele Kinder beim Spielen mit einem Infizierten angesteckt.

Ob der Impfstoff gegen Pocken, der auch vor den bisher bekannten Varianten von Mpox schützt, gegen die neue Variante wirksam ist, sei noch nicht erforscht, sagte Udahemuka.

Seit den 70er Jahren sind Mpox-Fälle bei Menschen vor allem in Zentral- und Westafrika bekannt. Lange gab es durch die Schutzimpfungen gegen Pocken eine Herdenimmunität. Seit die Pocken 1980 weltweit ausgerottet und die Schutzimpfungen eingestellt wurden, ist die Zahl der Mpox-Fälle gestiegen.

2022 wurden Ausbrüche mit der Klade IIb aus mehr als 100 Ländern gemeldet, auch in Deutschland gab es Fälle. In den meisten Ländern waren vor allem Männer betroffen, die Sex mit Männern haben. Die meisten hatten milde Symptome.

Mit „Klade“ bezeichnet man in der Biologie eine geschlossene Abstammungsgemeinschaft, die einen gemeinsamen Vorfahren und alle seine Nachfahren enthält.

In Deutschland wurden nach Angaben des Robert Koch-Instituts (RKI) bisher 3800 Mpox-Fälle erfasst, überwiegend im Jahr 2022. Todesfälle waren nicht darunter. Weniger als ein Prozent der registrierten Infektionen betrafen Frauen, Jugendliche oder Kinder.

Ende Juni ging das RKI in einer Beurteilung der Lage auf die neue Variante im Kongo noch nicht ein. „Eine Gefährdung für die Gesundheit der breiten Bevölkerung in Deutschland schätzt das RKI derzeit als gering ein“, heißt es darin.

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