In der Slowakei führt der Parallelhandel mit Arzneimitteln zunehmend zu
Lieferproblemen in den Apotheken. Obwohl die Regierung bereits Maßnahmen
eingeleitet hat, um den Export zu begrenzen, müssen viele Patienten auf
ihre Medikamente warten. Die Apothekerkammer hat eine Liste mit 200
Präparaten veröffentlicht, die nur schwer zu bekommen sind. Das
Gesundheitsministerium weist dies als Panikmache zurück.
Offizielle Zahlen gibt es nicht, doch nach Einschätzung von Experten werden bis zu 30 Prozent der Medikamente reexportiert. Fast die Hälfte wird ins Nachbarland Tschechien geliefert, ein Viertel geht nach Deutschland. Weitere Länder, in die slowakische Medikamente weiterverkauft werden, sind Litauen, Dänemark und Großbritannien.
Eine ganze Reihe von Zwischenhändlern hat sich auf das lukrative Geschäft spezialisiert; führende Anbieter sind Transmedic, Azet, Retia, Evopharm, Dineras, Roncor, CS, Pharex, Medicarm und Pharmagen. Teilweise stehen hinter den Firmen Unternehmer aus den Lieferländern. Zu den Abnehmern gehören auch deutsche Reimporteure wie Orifarm, CC Pharma und ACA Müller.
Dass das Geschäft derart boomt, liegt an den niedrigen Preisen. Präparate wie Aranesp, Exjade und Cellcept sind in der Slowakei rund 80 Prozent billiger als in Deutschland. Ein Drittel kosten Cymbalta und Neupogen; Präparate wie Neulasta, Zypadhera, Caelyx und Myfortic ungefähr die Hälfte. Bei Sutent, Vimpara, Glivec, Avastin, Herceptin, Mircera und Xeloda kann immer noch ein Aufschlag von bis zu 30 Prozent für den Zwischenhandel genutzt werden.
Weil Großhändler sich den Weiterverkauf ins Ausland mittlerweile von den Behörden genehmigen lassen müssen, suchen die Exporteure nach Apotheken, die für sie die Medikamente bestellen und weiterverkaufen.
Angeblich soll Apothekern sogar schon Geld für die Gründung einer Filiale geboten worden sein, deren Hauptzweck es sein sollten, das Netzwerk zu erweitern.
Die Hersteller kontingentieren ihre Lieferungen; teilweise können nur Apotheken mit entsprechenden Fachärzten in der Nähe bestellen. Bei besonders teuren Medikamenten wie Humira und Myfortic muss der Apotheker das Rezept in Farbe einscannen und an den Hersteller schicken. Wenn alles gut läuft, wird das Präparat nach einer Woche geliefert.
Um auf das Problem aufmerksam zu machen, hat die Apothekerkammer eine Liste mit 200 schwer erhältlichen Medikamenten und den jeweiligen Preisdifferenzen veröffentlicht. Das Gesundheitsministerium warf den Pharmazeuten vor, mit falschen Informationen in der Bevölkerung Panik zu verbreiten. Alle aufgeführten Arzneimittel seien bei mindestens einem Lieferanten erhältlich, ein Drittel sogar bei vier Zwischenhändlern.
Seit Amtsantritt von Gesundheitsministerin Zuzana Zvolenská habe es mehrere Gesetzesänderungen gegeben, um die Verfügbarkeit der Arzneimittel für die Patienten zu verbessern. Die Behörden überwachten permanent die Lieferfähigkeit; seit Anfang des Jahres würden alle Ausfuhren kontrolliert. Mehrfach seien Verbote ausgesprochen und zuletzt sogar eine Strafe von 10.000 Euro verhängt worden.
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