Sicherheitsstandards sinken APOTHEKE ADHOC, 03.09.2009 10:44 Uhr
Der Versand von Arzneimitteln nimmt weltweit zu. Immer mehr Anbieter stehen im Verdacht, sich über Sicherheitsstandards hinwegzusetzen oder sogar mit gefälschter Ware zu handeln. Eine Studie der Firma OpSec Security stuft jede dritte Internetapotheke als hochverdächtig ein. Über zwei Jahre hatte der Anbieter von Sicherheitslösungen das Angebot mehrerer hundert Versandhändler ausgewertet.
Um unseriöse Online-Apotheken zu ermitteln, hatte OpSec die Angebote für 17 Medikamente überprüft, die in den USA besonders häufig gekauft oder verschrieben werden. Anhand von fünf Kriterien wurden die Anbieter hinsichtlich ihrer Seriösität bewertet.
Als auffällig stuft die Studie Versandhändler ein, die kein Rezept oder lediglich eine Online-Konsultation für den Verkauf verschreibungspflichtiger Medikamente verlangen. Der Trend ist eindeutig: Noch 2007 forderte jede zweite Online-Apotheke ein Rezept für Rx-Arzneimittel ein, 2009 nur noch jede fünfte.
Zwar ist dieses Vorgehen nicht überall illegal. Doch ein möglicher Hinweis auf illegalen Medikamentenverkauf bestehe, wenn sich Online-Anbieter in einer Region registrieren ließen, die dies erlaube, erklärt OpSec.
Ein weiteres Indiz seien auffällige Medikamentenschnäppchen. Antidepressiva etwa seien signifikant günstiger bei Versandhändlern, die nicht auf der Empfehlungsliste der US-Behörden stehen. Die Anzahl der Anbieter, die verschreibungspflichtige Medikamente bis zu 80 Prozent unter dem regulären Abgabepreis verkaufen, habe sich seit 2007 vervierfacht, so OpSec.
Ein weiteres Verdachtsmoment: Versandhändler verschleiern ihren tatsächlichen Standort. Zwei Drittel der untersuchten Seiten sind laut OpSec anonym registriert, also nicht einer bestimmten geografischen Region zuordbar. Zusätzliche Minuspunkte gibt es für Anbieter, die auf der Negativliste der US-Behörden stehen. Online-Apotheken, die aus dem Ausland liefern, erfüllen ein weiteres negatives Kriterium.
Von den untersuchten Versandhändlern zeigte jeder dritte alle fünf Verdachtsmomente und gilt damit laut Studie als hochverdächtig, illegale Medikamente zu verkaufen. „Der Internethandel mit gefälschten Medikamenten und Graumarktware hat in den vergangenen Jahren stark zugenommen“, lautet das Fazit von OpSec. Verbraucher könnten kaum noch zwischen seriösen und unseriösen Online-Händlern unterscheiden: Kriminelle Pharma-Websites tarnten sich zunehmend professionell als Online-Apotheken.