Über eine Apotheke in Graz ist ein Shitstorm hereingebrochen: Eine kopftuchtragende Pharmaziestudentin hatte sich mit einem entsprechenden Foto beworben und wurde als „Schleiereule“ beschimpft. Während sich die Bewerberin eine aufrichtige Entschuldigung wünscht, beantragte die Inhaberin Polizeischutz für ihren bevorstehenden Notdienst.
„Ich habe ehrlich zuerst nicht realisiert, was ich da lese“, berichtet die gebürtige Grazerin gegenüber dem „Kurier“. Die Studentin hatte sich initiativ als pharmazeutisch-kaufmännische Angestellte bei der Apotheke beworben – und innerhalb weniger Minuten eine Antwort erhalten. „Es war ein Schock“, fasst sie ihren Ersteindruck zusammen.
Alltagsrassismus sei sie zwar gewöhnt. Der aktuelle Vorfall toppe dies bisherigen Erfahrungen. „Ich bin schon früher von potenziellen Arbeitgebern gefragt worden, ob ich das Kopftuch abnehmen könnte. Es würde ‚nicht so gut‘ bei den Kunden ankommen, hieß es“, berichtet sie gegenüber dem Newsportal Heute.at. Trotz des Vorfalls will sie sich weiter in Apotheken bewerben. Auf dem Foto im Lebenslauf sei die Studentin ganz bewusst mit Kopftuch zu sehen: „Ich will, dass die Leute gleich sehen, wer ich bin. Ich möchte mich ja nicht umsonst bewerben und dann wieder eine Absage erhalten“, stellte sie gegenüber dem Portal klar.
Beim Verfasser der E-Mail handelt es sich laut Heute.at um den Mann der Apothekeninhaberin. Dieser kontaktierte die junge Frau noch am selben Tag wegen des Vorfalls: „Er hat mich angerufen und gemeint, dass die Antwort nicht an mich gerichtet war“, erklärt sie gegenüber dem Newsportal. „Er hat sich entschuldigt, aber für mich hat das Ganze sehr unehrlich geklungen. Ich habe seine Entschuldigung daher nicht angenommen.“
Dabei fordert die Pharmaziestudentin laut Heute.at nicht nur eine aufrichtige Entschuldigung, sondern auch weitere Konsequenzen: „Die Apothekenbesitzerin ist Vorsitzende in der steirischen Aspiranten-Prüfungskommission. Ich würde mir wünschen, dass so jemand nicht über die Zukunft von jungen Menschen entscheiden darf.“
Wie die Apothekerin auf Nachfrage des Newsportals mitteilte, ist sie von diesem Amt bereits zurückgetreten. Sie bedauere, was passiert ist. „Leider ist diese private E-Mail versehentlich an die Bewerberin zurückgegangen. Das ist blöd gelaufen, aber ich kann es nicht ungeschehen machen. Aber ich will klarstellen: Das ist nicht meine Art und Weise.“
Heute.at berichtet darüber hinaus, dass die Apothekerin massive Drohungen erhalten habe. Das gehe so weit, dass sie sich für einen bevorstehenden Notdienst gezwungen sieht, Polizeischutz zu beantragen.
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