USA

Senatoren gegen Medco-Merger Benjamin Rohrer, 07.12.2011 14:54 Uhr

Berlin - 

In den USA wächst der Widerstand gegen die Übernahme des Gesundheitskonzerns Medco durch den Mitbewerber Express Scripts: Mehrere Kongressabgeordnete und drei Senatoren haben die Wettbewerbsbehörde FTC auf die Risiken der Fusion der beiden Pharmacy Benefit Manager (PBM) hingewiesen. Bei einer Anhörung in einem Unterausschuss des Senats warnten gestern auch die Apotheker erneut vor der Marktdominanz des neuen Mega-Konzerns.

Medco und Express Scripts sind neben CVS/Caremark die bedeutendsten PBM in den USA. 2010 wickelten die beiden Konzerne zusammen mehr als 1,1 Milliarden Rezepte ab; CVS/Caremark kam auf rund 700 Millionen Rezepte. Im Bereich Specialty Care, also dem Versand von teuren Arzneimitteln an Verbraucher, liegen die beiden Konzerne sogar vorne. Im Juli hatte Express Scripts die Übernahme von Medco angekündigt.

Die Senatoren fordern die FTC in einem Brief auf, die Übernahme genau zu prüfen. Die Auswirkungen der sich daraus ergebenden Marktkonzentration auf unabhängige Apotheken, Patienten und die öffentlichen Haushalte müssten analysiert werden. „Im Bereich Specialty Care könnten die beiden Konzerne 60 Prozent, im Versandhandel 50 Prozent des Marktes kontrollieren“, so die Senatoren.

Bei der Anhörung unter dem Titel „Der Express Scripts/Medco-Zusammenschluss: Kosteneinsparungen für Patienten oder mehr Profite für die Mittelmänner?“ waren auch die unabhängigen Apotheker geladen. Ein Vertreter warnte vor steigenden Kosten für das Gesundheitssystem: Schließlich liege die Generikaquote in den öffentlichen Apotheken rund 12 Prozent höher als in den Versandapotheken der beiden Konzerne.

Schon im September hatten 14 Kongressabgeordnete aus beiden Lagern in einem Brief an die FTC auf die Gefahren des Zusammenschlusses hingewiesen. Die Politiker wiesen darauf hin, dass die PBM-Konzerne die Apothekenrabatte schon heute nicht an Patienten und die staatlichen Versicherungsprogramme weiterreichten.

Die Wettbewerbsaufsicht prüft die Fusion noch. Anfang September hatte die FTC zusätzliche Unterlagen verlangt. PBM verhandeln als Makler für Krankenversicherungen und Arbeitgeber die Konditionen mit Pharmaherstellern und Apotheken; zudem rechnen die Konzerne die eingelösten Rezepte mit den Versicherern ab. Die meisten PBM sind vertikal integriert und betreiben eigene Versandapotheken oder sogar Apothekenketten.