Österreich

Sekt im Streit um Apotheken-Öffnungszeiten Julia Pradel, 15.09.2011 09:00 Uhr

Berlin - 

Im Streit um die Öffnungszeiten für Wiener Apotheken muss sich ein Vorreiter zunächst geschlagen geben: Vergangenen Samstag hat das Apotheker-Ehepaar Derflinger seine Graben-Apotheke wie vorgeschrieben um 12 Uhr geschlossen, zum ersten Mal seit elf Jahren. Der Magistrat habe am Freitag damit gedroht, anderenfalls die Konzession zu entziehen, erklärt Sigrid Derflinger.

Die Apotheke der Derflingers liegt im Zentrum Wiens, alle anderen Geschäfte an der belebten Straße haben lange geöffnet. Bislang seien am Samstagnachmittag durchschnittlich 450 Kunden gekommen, erklärt Martin Derflinger. Das sei ein gesteigerter Bedarf und rechtfertige eine Ausnahme, so der Apotheker.

Die Öffnungszeiten der Wiener Apotheken sind streng geregelt: Montag bis Freitag 8 bis 18 Uhr, samstags von 8 bis 12 Uhr. Doch immer mehr Pharmazeuten wehren sich gegen diese Regelung. Besonders Apotheken in Einkaufszentren und zentraler Lage protestieren gegen die Vorschriften der Hauptstadt. Zumal die Regelungen in anderen Städten deutlich toleranter sind: In Salzburg und Graz beispielsweise können Apotheken zusätzlich sechs Stunden pro Woche nach eigenen Wünschen öffnen.

Nicht nur die Derflingers wünschen sich liberalere Öffnungszeiten. Eine einheitliche Linie gibt es unter den Apotheker aber nicht. Die Apothekerkammer hat eine Arbeitsgruppe gegründet, die sich mit den Öffnungszeiten befassen soll. Anfang Oktober wird sie zum ersten Mal tagen.

Martin Derflinger rechnet nicht mit einer schnellen Entscheidung und setzt lieber auf eigene Aktionen: Am Samstag waren die Schaufenster zugehängt und auf Plakaten hieß es: „Der Magistrat zwingt uns, geschlossen zu halten.“ Die Apothekenmitarbeiter standen im Kittel vor dem Geschäft und empfahlen den Kunden bei einem kleinen Sektempfang, sich bei der Regierung zu beschweren.