Ein Arbeitsplatz in einer Schweizer Apotheke ist für Pharmazeuten in vielen Ländern Europas eine interessante Alternative: Jeder vierte der insgesammt 4800 in der Schweiz tätigen Apotheker kommt inzwischen aus dem Ausland; rein rechnerisch arbeitet in jeder Apotheke ein ausländischer Apotheker. Über alle Berufsgruppen liegt der Ausländeranteil in den 1700 schweizerischen Apotheken bei 10 Prozent. Höhere Löhne, dazu günstige Steuern und geringere Krankenkassenbeiträge sowie mehr Freiheit bei der Arbeit mit den Patienten überzeugen auch deutsche Pharmazeuten, die Heimat Richtung Süden zu verlassen.
Mehr als 1300 Approbierte haben sich nach einer Statistik des Bundesamtes für Gesundheit (BAG) seit 2002 ihren Abschluss in der Schweiz anerkennen lassen; alleine im vergangenen Jahr waren es 153 Apotheker. Zum Vergleich: An den Universitäten in Zürich, Genf und Basel werden pro Jahr rund 200 Pharmaziestudenten ausgebildet.
Beliebt ist die Alpennation vor allem in den Nachbarländern: Mehr als ein Drittel (520) der zugewanderten Pharmazeuten stammt aus Deutschland - jährlich unterschreiben etwa 70 deutsche Pharmazeuten einen Arbeitsvertrag in der Schweiz. Frankreich (375) und Italien (243) folgen auf den Plätzen zwei und drei.
Die Gründe für eine Einwanderung sind zahlreich: „Von meinem Gehalt bleibt am Ende des Monats mehr als doppelt so viel übrig wie bei deutschen Kollegen“, sagt eine deutsche Apothekerin, die als Geschäftsführerin seit 2005 in einer Schweizer Kettenapotheke in Basel arbeitet. Die für ausländische Arbeitnehmer gültige „Quellensteuer“ liege weit unter den deutschen Lohnsteuersätzen. „Auch die Krankenkassenbeiträge sind viel günstiger“, so die deutsche Pharmazeutin.
Zudem hätten sie die Arbeitsbedingungen überzeugt: Es gebe nicht so viele bürokratische und organisatorische Hindernisse wie in deutschen Apotheken, so die deutsche Pharmazeutin. Aufgrund größerer Mitspracherechte der Patienten könne man stressfreier arbeiten: So sei es in der Schweiz selbstverständlich, dass ein Generikum auf Wunsch ausgetauscht wird. „Auch die Abrechnungsmodalitäten mit den Krankenkassen sind viel einfacher“, fügt sie hinzu.
Die Anerkennung ihrer Approbation sei dank des „Freizügigkeitsabkommens“ zwischen der Schweiz und der EU unproblematisch gewesen. Die Vorlage des Universitätsabschlusses beim BAG genügt. „Nach zwei Monaten Wartezeit und einer Verwaltungsgebühr bekam ich meine Arbeitserlaubnis“, so die deutsche Apothekerin.
Neben der Offizin bieten sich Apothekern auch in einer der zahlreichen schweizerischen Pharmafirmen gute Verdienst- und Aufstiegsmöglichkeiten. „Unternehmen wie Roche oder Novartis rekrutieren sehr erfolgreich“, sagt ein Sprecher der Universität Basel. Auch der Schweizer Apothekerverband Pharmasuisse bestätigt: „Viele gehen in die Forschung oder Zulassungsabteilungen“, so ein Sprecher.
Der Personalbedarf der Pharmaindustrie ist vermutlich eine der wesentlichen Ursachen für den Mangel an Fachkräften in den Apotheken: Das Verhältnis zwischen Hochschulabgängern und Apotheken liegt in der Schweiz nämlich sogar über dem in Deutschland. Doch der Bedarf an ausländischen Pharmazeuten wächst nach wie vor. Auch die deutsche Apothekerin sagt: „Als Apotheker findet man hier sehr schnell einen Arbeitsplatz“.
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