Schweiz

Bei Anruf Krankenschein

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Berlin -

Die Koalition will das Ausstellen von Rezepten verbieten, wenn kein direkter Kontakt zwischen Patient und Arzt stattgefunden hat. In der Schweiz ist die Firma Medgate mit einem ähnlichen Konzept am Markt: Per Telefon werden Krankheiten diagnostiziert und Behandlungspläne festgelegt; gegebenenfalls überweisen die Ärzte an einen Kollegen vor Ort oder stellen Rezepte aus. Neuerdings gibt es auf Anruf auch Arbeitsunfähigkeitsbescheinigungen.

Die Ärzte des Telemedizin-Anbieters dürfen nur Krankenscheine für maximal fünf Tage ausstellen. Bescheinigungen von anderen Ärzten werden nicht verlängert. Für einen Patienten werden höchstens zwei Krankenscheine pro Jahr ausgestellt. Auf diese Weise soll Missbrauch vorgebeugt werden.

Für das Ausstellen der Krankenscheine wurden einem Medgate-Sprecher zufolge strenge interne Richtlinien entwickelt worden: So darf ein Attest nur ausgestellt werden, wenn der Arzt den Zustand abschließend beurteilen kann und keine darüber hinaus gehende Behandlung notwendig ist. Auf den Bescheinigungen muss außerdem vermerkt sein, dass die Krankschreibung aufgrund einer telemedizinischen Beurteilung ausgestellt wurden.

Allerdings müssen die Patienten bei einer Krankenkasse versichert sein, die mit Medgate zusammenarbeitet. Anderenfalls müssen sie die telefonische Beratung selbst bezahlen.

Auch die Apotheker können eingebunden werden. Im Rahmen des Pilotprojekts „netCare“ arbeiten seit 2012 rund 200 Apotheken mit Medgate zusammen: In der Offizin entscheiden die Mitarbeiter, ob ein OTC-Präparat ausreicht, der Patient in eine Arztpraxis gehen muss oder ob eine Videokonsultation angezeigt ist.

Per Videokonferenz können sich Patienten mit einem Medgate-Mediziner verbinden lassen. Das Rezept wird anschließend direkt in die Apotheke gefaxt. Nach einer solchen Konsultation kann künftig auch ein Arbeitsunfähigkeitszeugnis ausgestellt werden.

Das telemedizinische Zentrum von Medgate hat seit 2000 seinen Sitz in Basel. Dort beraten rund 70 Ärzte und Fachspezialisten an Spitzentagen bis zu 4000 Patienten. Seit dem Start des Angebots wurden demnach 3,4 Millionen Telefonkonsultationen durchgeführt. Außerdem betreibt die Firma zwei Gesundheitszentren in Zürich und Solothurn; 2500 Fachärzte sind in der ganzen Schweiz Partner des Unternehmens.

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