Schweiz

Zur Rose: Migros-Gutschein für ÖKK-Versicherte

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Berlin -

Dass Krankenkassen in der Schweiz ihre Versicherten zu bestimmten Apotheken lotsen, ist keine Seltenheit. Selektivverträge machen spezielle Tarife möglich. Die ÖKK wirbt jetzt offensiv für Zur Rose: Kaufen die Versicherten bei der Versandapotheke ein, winken Rabatte von bis zu 10 Prozent. Wer mit einem Dauerrezept einkauft, erhält obendrauf eine Migros-Geschenkkarte im Wert von 50 Franken. Die Apotheker sorgen sich um ihre Existenz. Die Befürchtung: In den nächsten zehn Jahren könnte jede vierte Apotheke aufgrund des Preisdrucks aufgeben.

Das Angebot klingt durchaus verlockend: „Sparen Sie bei Medikamenten“, verheißt der Titel des Schreibens, das die ÖKK laut einem Bericht der Aargauer Zeitung kürzlich an ihre Versicherte verschickt haben soll. Darin fordert der Krankenversicherer auf, bei Zur Rose einzukaufen. Auch auf der Homepage der Krankenkasse wird die Werbetrommel kräftig gerührt. Die Medikamente würden „diskret, bequem und sicher“ nach Hause geliefert Und: ÖKK-Versicherte profitieren von Rabatten bis zu 10 Prozent.

Wer mit einem Dauerrezept einkauft, erhält obendrauf als „Willkommensgeschenk“ einen Migros-Einkaufsgutschein im Wert von 50 Franken. Wer ein einzelnes Rezept einreicht, bekommt immerhin einen Gutschein von 10 Franken. Garniert wird das Ganze mit einem Wettbewerb, bei dem man einen Stressless-Sessel gewinnen kann.

Eine Sprecherin des Apothekerverbands Pharmasuisse bezeichnete das Vorgehen der Krankenkasse als „einen Affront“. Dem Konzept stehe der Anspruch, Patienten optimal zu versorgen, diametral entgegen. Dabei wüssten die Krankenkassen, dass die Betreuung durch Apotheker die Compliance verbessern könnte. „Therapietreue Patienten kosten die Versicherer und damit die Allgemeinheit viermal weniger als solche, die beispielsweise ihre Medikamente nicht in der richtigen Dosis, nicht im richtigen Intervall oder gar nicht einnehmen“, wird sie in dem Bericht zitiert.

Das offensive Werben der Krankenkasse kritisierte auch Lukas Korner, Präsident des Aargauischen Apothekerverbands. Korner erzählt in der Zeitung von Kunden seiner Apotheke in Gränichen, die sich verpflichtet fühlten, Medikamente online zu kaufen.

Die ÖKK erklärt ihren Aufruf damit, dass sie darauf habe hinweisen wollen, wie die Versicherten mit dem Medikamentenbezug bei einer Versandapotheke sparen könnten. „Es geht uns im Fall der Kommunikation zur Versandapotheke Zur Rose darum, eine Alternative aufzuzeigen“, sagte ein Sprecher der Aargauer Zeitung. Die ÖKK pflege mit Zur Rose eine Kooperation.

Nach Angaben einer Sprecherin der Versandapotheke sind die rezeptpflichtigen Medikamente bei Zur Rose durchschnittlich 12 Prozent günstiger. Das scheint viele Kunden zu überzeugen: Im vergangenen Jahr konnten nach Firmenangaben knapp 30.000 Neukunden gewonnen werden.

Eine Entwicklung, die der FDP-Kantonsabgeordneten und Apothekerin Martina Sigg Sorgen macht. „Wir spüren die Konkurrenz. Schon jetzt wissen wir von vielen Personen, die online bestellen, statt bei uns vorbeizukommen. Diese Entwicklung wird zunehmen, das ist klar“, sagte sie der Aargauer Zeitung. Und Korner gibt an, schon Kunden verloren zu haben. Der Preisdruck werde kaum sinken. Auch deshalb rechne er damit, dass in den nächsten zehn Jahren jede vierte Apotheke werde schließen müssen.

In der Vergangenheit hatte Zur Rose Ärzte dafür bezahlt, wenn diese ihre Rezepte direkt an die Versandapotheke schickten. Das Modell wurde vom Bundesgericht in Lausanne das Modell 2014 für unzulässig erklärt.

Die Konkurrenzsituation könnte sich nicht nur aufgrund des Versandhandels verschärfen. Auch außerhalb der digitalen Welt bläst zur Rose zum Angriff: Erst vergangene Woche hat die Online-Apotheke in Bern eine erste sogenannte Shop-in-Shop-Apotheke in einer Migros-Filiale eröffnet. Ein Pilotprojekt, das bei Erfolg auf weitere Standorte in der Schweiz ausgeweitet werden soll.

Damit kam auch gleich ein neuer Großkunde für die Sparte Praxisgroßhandel dazu: Künftig beliefert Zur Rose die Migros-Tochter Medbase exklusiv mit Medikamenten. Migros betreibt neben Supermärkten auch das größte Netzwerk in der ambulanten medizinischen Grundversorgung der Schweiz. Seit mehr als 30 Jahren gehören Sport- und Golfparks und Fitnesszentren zur Genossenschaft. 1 Prozent des Umsatzes steckt die Gruppe in eigene Gesundheits- und Bildungsprojekte.

Zu diesem Bereich gehört auch Medbase mit 37 physiotherapeutischen Gesundheitszentren. Zu ihnen zählen die 23 ehemals unter Santémed firmierenden Gemeinschaftspraxen, in der je nach Standort auch Gynäkologen, Dermatologen, Kinder- und Jugendmediziner sowie Psychiater tätig sind. Insgesamt arbeiten in dem Bereich rund 950 Beschäftigte.

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