Schweiz

Rückschlag für Apotheker-Impfung

, Uhr
Berlin -

Zürich sollte in der Schweiz eine Vorreiterrolle einnehmen: Ab September sollten Apotheker gegen Grippe und Frühsommer-Meningoenzephalitis (FSME) impfen dürfen. Doch nun wurde das Projekt auf Eis gelegt. Impfgegner haben beim Verwaltungsgericht Zürich Beschwerde gegen die neue Regelung eingelegt. Derzeit werden Medienberichten zufolge keine neuen Impfgenehmigungen für Apotheker ausgestellt.

Dass Apotheker auch ohne ärztliche Verordnung impfen dürfen, wurde Anfang Juni beschlossen. Neben Grippe- und FSME-Impfungen sollten Apotheken auch Folgeimpfungen gegen Hepatitis A, B sowie A und B durchführen dürfen, wenn die erste Impfung durch einen Arzt erfolgt ist.

Voraussetzung ist, dass die Pharmazeuten über die nötige Aus- oder Weiterbildung verfügen und eine Bewilligung der Gesundheitsdirektion haben. Laut Apothekerverband des Kantons Zürich (AVKZ) haben bereits rund 50 Apotheker den sogenannten Fähigkeitsausweis „FPH Impfen und Blutentnahme“. Das bedeutet, sie haben eine fünftägige Ausbildung inklusive Reanimationskurs absolviert und sind zum Impfen berechtigt.

Damit die Apotheker aber auch tatsächlich impfen dürfen, brauchen sie die Bewilligung des Kantons. Die Zürcher Gesundheitsdirektion stellt derzeit aber noch keine Impf-Bewilligungen aus. Daher ist unklar, ob der Zeitplan eingehalten werden kann. Pünktlich zu Grippewelle sollte in Apotheken eigentlich schon geimpft werden dürfen.

Auch andere Kantone prüfen derzeit, ob sie es Apothekern erlauben, ohne ärztliche Verordnung zu impfen. Dem AVKZ zufolge haben sich schweizweit bereits 270 Apotheker für das Impfen qualifiziert. Sobald ihre Kantone nachzögen und das Impfen erlaubten, seien sie bereit für die neue Dienstleistung.

Die Änderung hatte die Zürcher Gesundheitsdirektion bereits Ende März vorgelegt. Mit der Freigabe sollen die Durchimpfungsraten verbessert werden, insbesondere die von Bevölkerungsgruppen, die aufgrund ihres guten Gesundheitszustands selten zum Arzt gingen. In vielen Ländern würden Routineimpfungen zudem bereits von Apothekern vorgenommen.

Die Regelung ist Teil eines Kompromisses, denn seit 2012 dürfen Ärzte in Winterthur und Zürich selbst dispensieren. Den Apotheken machten die Einnahmenverluste zu schaffen. Die Ärztegesellschaft unterstützte das Vorhaben daher grundsätzlich. Man habe eine liberale Lösung bei der Medikamentenabgabe gefunden, nun müsse man diese auch beim Impfen anstreben, so der AGZ-Präsident und CVP-Kantonsrat Josef Widler im März.

Zuletzt hatte sich der Verband der europäischen Pharmaziestudenten (European Pharmaceutical Students’ Association, EPSA) dafür ausgesprochen, dass Apotheker impfen. In Großbritannien, Portugal und Irland dürfe in Apotheken bereits seit Jahren geimpft werden, sagt die EPSA-Präsidentin Svetlana Kolundžić. Britische Apotheker impften schon seit 2002. In Portugal werde der Service seit 2007 angeboten, in Irland seit 2011. Und die Bevölkerung sei mit der Leistung zufrieden.

Newsletter
Das Wichtigste des Tages direkt in Ihr Postfach. Kostenlos!

Hinweis zum Newsletter & Datenschutz

Mehr aus Ressort
Tausende Filialen schließen
USA: Kahlschlag bei Apothekenketten
2500 Packungen illegal nach China verkauft
Paxlovid: Apothekerin aus Innsbruck angeklagt
Weniger Einnahmen, mehr Ausgaben
Krankenkasse rechnet mit Milliardenverlusten

APOTHEKE ADHOC Debatte