Schweiz führt „Fachperson Apotheke“ ein Hanna Meiertöns, 03.11.2022 13:09 Uhr
In der Schweiz löst die Ausbildung zur Fachperson Apotheke EFZ (eidgenössisches Fähigkeitszeugnis) den Ausbildungsberuf des Pharma-Assistent:innen ab, die einzige pharmazeutische Berufsausbildung neben Apotheker/in. Für die Rezepturherstellung gibt es keinen Platz mehr im neuen Lehrplan.
Die Kommission für Berufsentwicklung und -qualität überprüft alle fünf Jahre die Arbeitsmarktfähigkeit der Lehrabgänger:innen, sowie Inhalte und Pädagogik der Ausbildung. 2017 wurde dabei festgestellt, dass eine komplette Überarbeitung und Aktualisierung notwendig ist. 2018 wurde deshalb eine „Total-Revision“ beschlossen und die „Fachperson Apotheke“ ist nun das Ergebnis. Mit der neuen Ausbildung, die zusätzlich mit einer Social-Media-Kampagne unterstützt wird, soll der Fachkräftemangel in den 1844 (Stand 2021) öffentlichen Apotheken der Schweiz bekämpft werden.
Das Berufsbild setzt sich unter anderem aus Kundenempfang und -betreuung, Abklärung des Gesundheitszustandes, Erhebung diagnostischer Parameter, Abgabe von Medikamenten und Beratung zur Medikamenteneinnahme sowie kaufmännischen Arbeiten zusammen. Für jedes Semester sind Praxisaufträge und zu erwerbende Handlungskompetenzen formuliert. Diese sind für die gesamte Schweiz gültig.
Drei Jahre duale Ausbildung
Die Ausbildung dauert drei Jahre und besteht vor allem aus der Arbeit in der öffentlichen Apotheke, für diese gibt es eine Ausbildungsvergütung. Die Empfehlung der Berufsverbände liegt dazu bei 800 Schweizer Franken (umgerechnet 811 Euro) im ersten, dann 1000 und im letzten Lehrjahr bei 1300 Franken. Im ersten Lehrjahr wird zusätzlich zwei Tage pro Woche die Berufsfachschule besucht, im zweiten und dritten Jahr nur noch einmal pro Woche. Im Ausbildungsbetrieb ist das Vorhandensein eines Berufsbildners erforderlich, also einer Betreuungsperson mit Berufserfahrung.
Ergänzt wird die Ausbildung durch eine Online-Lernplattform, die vor allem auf selbstorganisiertes Lernen ausgerichtet ist. Die Kosten dafür betragen CHF 195, diese kann der Ausbildungsbetrieb übernehmen. Darüber hinaus finden drei überbetriebliche Kurse statt, diese umfassen insgesamt 15 Tage zu je 8 Stunden und sollen die erworbenen Kenntnisse und Kompetenzen festigen.
Die Rezepturherstellung scheint in Zukunft kein Thema mehr in Schweizer Apotheken zu sein, denn der Kurs pharmazeutisch-technische Arbeiten ist nicht mehr Teil des Programms. Auch in den Praxisaufträgen und Handlungskompetenzen findet keine Erwähnung in diese Richtung statt.
Ende 2021 waren circa 10.000 ausgelernte Pharma-Assistentinnen in öffentlichen Apotheken tätig. Diesen wurde eine Doppelnennung erlaubt, sie dürfen also die Berufsbezeichnung der Fachperson Apotheke zusätzlich führen.