Im Schweizer Kanton Aargau geht der Streit um die Selbstdispensation vorerst zu Ende – mit einem Sieg für die Apotheker. Am Wochenende kippten die Bürger des Kantons ein Initiative der Ärzte, die selbst Arzneimittel abgeben wollten. Die Initiative der Apotheker, die Selbstdispensation gänzlich verbieten sollte, scheiterte ebenfalls. Und so bleibt alles beim Alten: In Ausnahmefällen dürfen Ärzte Arzneimittel abgeben, aber grundsätzlich ist die Apotheke verantwortlich.
In der Schweiz dürfen die Kantone selbst über die Zulassung von Praxisapotheken entscheiden. In vielen Kantonen ist die Selbstdispensation durch Ärzte üblich. In Aargau sind Praxisapotheken hingegen verboten, lediglich einzelnen Gemeinden dürfen Ärzte Medikamente abgeben, weil die nächste Apotheke zu weit entfernt ist. In Aargau tobte seit einigen Jahren der Streit um das Verbot.
Bereits 2007 beschwerten sich Ärzte aus dem Kanton beim Regierungsrat, weil sie keine Rezepte mehr an die Versandapotheke „Zur Rose“ weiterleiten durften. Im April 2011 reichten die Ärzte die Initiative „Ja zur ärztlichen Medikamentenabgabe“ ein, für die sie knapp 8000 Stimmen sammelten. Das bedeutete, dass sich die Kantonsregierung mit dem Antrag befassen musste.
Die Apotheker starteten im Juni 2011 die Gegen-Initiative „Ja zum Miteinander statt Gegeneinander“. Darin forderten sie, dass die Abgabe von Arzneimitteln grundsätzlich über die Apotheken erfolgen und Selbstdispensation verboten werden solle. Für ihre Initiative sammelten die Apotheker sogar 48.000 Unterschriften. Die Aargauer Regierung beschloss daraufhin einen Volksentscheid, um den Streit zu beenden.
Am Sonntag wurden nun beide Initiativen abgelehnt – die der Ärzte mit 60,3 Prozent und die der Apotheker mit 61,2 Prozent. Obwohl die Apotheker ihre Vorstellungen nicht durchsetzen konnten, sind sie trotzdem die Gewinner des Wahlsonntags, denn alles bleibt, wie es ist.
„Wir haben ein lachendes und ein tränendes Auge. Das lachende Auge ist aber stärker als das tränende“, sagte der Fabian Vaucher, der Präsident des Apothekerverbands, der Aargauer Zeitung. „Ein Ja zur Ärzteinitiative hätte mir die Lust, meinen Beruf weiter im Aargau auszuüben, genommen.“
Dass die Ärzte-Initiative so überraschend deutlich gescheitert sei, sei auch auf die Apotheker-Initiative zurückzuführen, schreibt die Aargauer Zeitung. Damit hätten die Apotheker viele Unentschlossene auf ihre Seite ziehen können. Die Regierung und die überwiegende Mehrheit der Parteien hätten empfohlen, zwei Nein-Parolen abzugeben. Die Politiker dürften nach Ansicht der Zeitung wie die Apotheker mit dem Ergebnis zufrieden sein.
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