Apotheker führt Alpenrestaurant Maria Hendrischke, 15.10.2016 16:23 Uhr
Der Zürcher Apotheker Daniel Reitzer hat ein ungewöhnliches Hobby. Neben der Paracelsus-Apotheke betreibt der 54-Jährige das Albishorn, ein Restaurant in den Bergen. Damit hat er noch viel vor – und wird dafür die Pharmazie verlassen.
Warum er als Apotheker ein Restaurant gekauft habe? „Weil das der schönste Ort im Kanton Zürich ist“, sagt Reitzer. Das Ausflugsrestaurant liege „absolut genial“, schwärmt er. Über Jahre hinweg war er selbst Kunde im Albishorn. Weil das Restaurant jedoch kein „Renditeobjekt“ sei, habe es eine ungewisse Zukunft gehabt. Reitzer kaufte es, um das Lokal zu erhalten.
Das Bergrestaurant ist nur zu Fuß erreichbar, es liegt in einer Schutzzone. Lediglich Lieferanten dürfen das Gebäude mit dem Auto anfahren. Vom Parkplatz dauert die Wanderung nach oben etwa 25 Minuten. Dort wartet in 900 Metern Höhe ein Ausblick über Zürich und auf die Alpen – sowie eine vielfältige Küche. „Mein Koch probiert eigentlich alles; von regionalen Gerichten über Flammkuchen zu Burgern“, sagt Reitzer. Das Restaurant ist ganzjährig geöffnet und hat 120 Plätze. „An schönen Sonntagen ist es sehr voll, bei schlechtem Wetter ist natürlich weniger los.“
Reitzer hat nach einer Ausbildung zum Drogisten noch Pharmazie studiert. Erfahrung in der Gastronomie hatte er bislang nicht: „Aber da lernt man unglaublich schnell dazu“, sagt er. Er hat das Albishorn bereits vor drei Jahren gekauft. Selbst führt er es allerdings erst seit zwei Monaten; zuvor hatte er Mieter.
Der Apotheker teilt seine Zeit zwischen der Offizin und dem Restaurant auf: Vier Tage in der Woche, meist Dienstag bis Freitag, arbeitet er in der Paracelsus-Apotheke. Von Samstag bis Montag ist er oben in den Bergen beim Albishorn.
Der Kontrast könne kaum größer sein, sagt er: „Die Paracelsus-Apotheke liegt in der Langstrasse, im Epizentrum von Zürich.“ Der Bezirk sei das Rotlichtviertel der Stadt, vergleichbar mit der Hamburger Reeperbahn. „Das Albishorn dagegen ist Ruhe pur. Man sieht keine Straßen, nur Wald.“
Reitzer führte etwa 20 Jahre lang zwei Apotheken. Neben der Paracelsus-Apotheke gehörte ihm die Wengihof-Apotheke; diese verkaufte er allerdings im vergangenen Jahr. Seine langjährigen Mitarbeiter hätten die Geschäfte zwar weitestgehend selbstständig geführt. „Aber der Chef muss für die Kunden in der Apotheke zu sehen sein, sonst ist es wie in einer Kette“, sagt er.
In der Paracelsus-Apotheke habe er das Hauptgeschäft an eine Mitarbeiterin abgegeben; er berate vor allem noch. Diese Apotheke ebenfalls zu verkaufen, kann sich Reitzer „gut vorstellen“. Vermissen wird er die Arbeit in der Offizin aber schon: „Die Kunden, die Mitarbeiter – nach 20 Jahren ist das Aufhören nicht leicht.“
Mit dem Albishorn hat Reitzer viel vor. Im kommenden Frühjahr wird er das 60 Jahre alte Gebäude renovieren. Er rechnet damit, dass die Arbeiten etwa 1,5 Millionen Franken kosten werden – also knapp 1,4 Millionen Euro. „Es ist ein teures Hobby“, gibt Reitzer zu. „Aber als Apotheker in der Schweiz kann man sich das noch leisten.“ Doch inzwischen dürften die Ärzte in Zürich dispensieren; das mache sich im Geschäft bemerkbar.
Reitzer will dem Restaurant noch ein Hotel hinzufügen. Wann das jedoch sein wird, steht noch in den Sternen. Sämtliche Umbauten müssen von der Stadt Zürich abgesegnet werden. Die Stadt und die beiden anliegenden Gemeinden zeigten sich jedoch sehr aufgeschlossen gegenüber seinen Vorschlägen: „Sie möchten, dass das Albishorn erhalten bleibt.“