Schweden

Schweden sehen Liberalisierung skeptisch Benjamin Rohrer, 09.08.2011 14:11 Uhr

Berlin - 

Das angeschlagene Griechenland will wissen, ob Schweden mit der Liberalisierung des Apothekenmarktes zufrieden ist. Während die Regierung in Stockholm ihre Antwort vorbereitet, geben die Verbraucher dem neuen System vergleichsweise schlechte Noten: Knapp zwei Jahre nach der Zerschlagung des Staatsbetriebs Apoteket hat die Zufriedenheit spürbar abgenommen. Die Sozialdemokraten fordern Sanktionen für Apothekenbetreiber, die ihren Versorgungsauftrag nicht erfüllen.

Bei einer Umfrage der schwedischen Verbraucherbehörde gaben zwar 77 Prozent der 3000 Teilnehmer an, mit den pharmazeutischen Dienstleistungen in ihrem Land zufrieden zu sein. Vor der Deregulierung im Jahr 2009 hatten aber noch 95 Prozent diese Frage mit „Ja“ beantwortet. Jeder Zehnte erklärte, länger als zwei Tage auf verschreibungspflichtige Medikamente warten zu müssen. Vor der Reform hatten sich nur 4 Prozent über lange Wartezeiten beklagt.

Auch die Beratungsqualität hat der Umfrage zufolge nachgelassen: Nur
etwas mehr als die Hälfte aller Schweden fühlt sich von den Apothekenmitarbeitern gut informiert. Vor zwei Jahren hatte der Wert noch bei rund 80 Prozent gelegen.

Dagegen sind die Schweden mit den Öffnungszeiten und der Entfernung zur nächsten Apotheke zufriedener als 2009. In den vergangenen zwei Jahren wurden rund 250 Apotheken neu eröffnet - allerdings vor allem an hochfrequenten Standorten.

Um die Arzneimittelversorgung wieder zu verbessern, pocht die Opposition auf Strafen für Apothekenbetreiber: „Wenn eine Apotheke nicht innerhalb von 24 Stunden das gewünschte Medikament abgeben kann, fordere ich Sanktionen“, so Håkan Juholt, Vorsitzender der Sozialdemokraten: „Zum Beispiel könnten Geldstrafen verhängt werden. Als letzte Maßnahme könnte die Betriebserlaubnis entzogen werden.“

Traditionell die stärkste Partei, hatten die Sozialdemokraten nach dem Machtverlust im Jahr 2006 zusehen müssen, wie die konservative Regierung Apothekenketten zuließ. Auch eine Korrektur scheiterte, weil trotz des Wahlsieges der Sozialdemokraten 2010 erneut eine konservative Koalition mit dem Namen „Allianz für Schweden“ die Regierung stellte.