In Schweden wurden vor fünf Jahren nicht nur Apothekenketten zugelassen, sondern auch verschiedene OTC-Produkte aus der Apothekenpflicht entlassen. Jetzt geht die Arzneimittelbehörde MPA einen Schritt zurück: Nach Meinung der Experten sollte Paracetamol nur noch in der Apotheke abgeben werden. Hintergrund ist ein Anstieg der Zahl der Vergiftungsfälle in den vergangenen Jahren. Der Vorschlag betrifft nur Paracetamol-Tabletten, flüssige Darreichungsformen und Brausetabletten sollen weiterhin frei verkäuflich sein.
Seit November 2009 dürfen bestimmte OTC-Medikamente in Schweden außerhalb der Apotheke abgegeben werden. Laut MPA gibt es derzeit mehr als 5600 Verkaufsstellen. Insgesamt sind in Schweden 884 nicht verschreibungspflichtige Medikamente zugelassen, von denen 615 außerhalb der Apotheken verkauft werden.
Paracetamol gehört laut MPA zu den am häufigsten verkauften Medikamenten zur Behandlung von Schmerzen und Fieber. Bei richtiger Dosierung ist die Einnahme über kürzere Zeit sicher. Bei Überdosierung können aber ernste Nebenwirkungen auftreten, die bis zu Leberschäden oder zum Tod führen können.
Die MPA überwacht – mit umstrittenem Erfolg – den Verkauf, die Verwendungsmuster und die Häufigkeit von Vergiftungen mit OTC-Medikamenten. Demnach ist seit 2006 die Anzahl der beim Giftinformationszentrum (GIZ) eingegangenen Anrufe im Zusammenhang mit Paracetamol von 2500 auf fast 4400 gestiegen. Die Zahl der beim GIZ erfassten Krankenhauseinweisungen stieg von 529 auf 1161. Die steigende Tendenz setze sich für das laufende Jahr fort.
„Wir glauben, dass es Gründe gibt, die Verfügbarkeit von Paracetamol zu beschränken, um die öffentliche Gesundheit zu schützen“, sagt Anders Carlsten von der MPA. „Weil Paracetamol-Tabletten für die meisten Vergiftungsfälle verantwortlich sind, wollen wir den Zugang zu der Formulierung begrenzen.“
Die MPA schlägt deshalb vor, dass Paracetamol-Tabletten ab 1. März 2015 aus den Regalen der OTC-Shops geräumt und nur noch in der Apotheke verkauft werden dürfen. Weitere Formen von Paracetamol, die derzeit in Lebensmittelgeschäften verkauft werden, sollen nicht betroffen sein, etwa Flüssigkeit und Brausetabletten. Analgetika mit anderen Wirkstoffen sind ebenfalls nicht von dem Vorschlag betroffen. Die Hersteller haben nun drei Wochen Zeit, Stellung zu beziehen.
Auch in anderen Ländern wird seit Jahren über die Freiverkäuflichkeit von Paracetamol-Präparaten diskutiert. In Großbritannien machen sich die Ketten derzeit aber dafür stark, apothekenpflichtige Produkte auch in der Freiwahl anbieten zu können. Hierzulande war die Packungsgröße 2009 beschränkt worden.
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