Schweden

Diagnosen und Rezepte per Video in Apotheken

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Berlin -

Während E-Health in Deutschland noch in den Kinderschuhen steckt, sind andere EU-Mitgliedsländer schon ein gutes Stück voraus. In Schweden beispielsweise können Patienten bereits seit einem Jahr vom heimischen Sofa aus per Video-Schaltung einen Arzt konsultieren. Jetzt funktioniert der Service auch direkt aus der Apotheke: Das Rezept kann sofort eingelöst werden. Dazu sind die 79 Lloyds-Apotheken von Celesio eine Kooperation mit der Firma Kry.se eingegangen.

Kry.se bezeichnet sich selbst als „das medizinische Zentrum im Internet“. Laut Celesio soll die Partnerschaft „die Digitalisierung von medizinischen und pharmazeutischen Diensten auf eine völlig neue Ebene“ heben. Mit einem kleinen Unterschied läuft in den Lloyds-Apotheken alles so ab wie bei einer normalen Sprechstunde: Diagnose und Beratung erfolgen per Videoverbindung. Stellt der Arzt ein Rezept aus, kann dieses direkt in der Lloyds-Apotheke eingelöst werden.

In Deutschland wäre ein solcher Service derzeit nicht möglich. Fernkonsultationen und -diagnosen und die Ausstellung von Rezepten per Video sind nicht erlaubt. In der aktuellen AMG-Novelle will Bundesgesundheitsminister Hermann Gröhe (CDU) Rezepte ohne persönlichen Arztkontakt verbieten. Das Fernbehandlungsverbot sieht einen „direkten“ Arzt-Patienten-Kontakt vor.

In Schweden ticken die Uhren offenbar anders: Bereits im Frühjahr 2015 gingen LloydsApotek und die digitale Gesundheitsplattform Kry.se eine strategische Partnerschaft ein. Dabei war das erklärte Ziel, Diagnosen, Rezepte und Arzneien über das Internet verfügbar zu machen. Diese Initiative wurde in den menschenleeren Weiten Schwedens so gut angenommen, dass der Service ausgebaut und in die Apotheken geholt wird.

Fredrik Ljungström, Marketing and Sales Director bei LloydsApotek in Schweden sieht darin Vorteile: „Wenn ärztliche Beratung und Arzneien online verfügbar sind, ist es einfacher für Patienten, sich aus der Ferne und gemäß ihren Anforderungen beraten zu lassen.“ LloydsApotek bietet den Service derzeit in 15 Apotheken an. In den nächsten Wochen und Monaten sollen weitere hinzukommen. Das Interesse der Patienten sei groß. Die Patienten haben die Möglichkeit, sich in zu diesem Zweck eingerichteten Apotheken-Räumen via Videoverbindung von einem Arzt beraten zu lassen.

„Das Interesse an E-Health wächst, und der Einsatz digitaler Technologien wird sich in Zukunft zu einem wichtigen Teil des Gesundheitswesens entwickeln. Wir glauben, dass durch unsere verstärkte Präsenz in den Apotheken von LloydsApotek viele Menschen entdecken werden, wie flexibel auf Dienstleistungen über die Online-Gesundheitsplattform zugegriffen werden kann“, so Johannes Schildt, CEO von Kry.se.

Die Wartezeiten für Sprechstunden via Kry.se sind um einiges kürzer als bei herkömmlichen Gesundheitszentren in Schweden. Auch unangekündigte Besuche sind möglich. So soll sichergestellt werden, dass die Patienten schnellstmöglich professionelle Betreuung erhalten.

Die Patienten melden sich mit einer Kennung an und bestätigen ihre Identität über das Mobile-BankID-System. Die Sprechstunde dauert wie in einem herkömmlichen Gesundheitszentrum rund 15 Minuten. Der Arzt stellt fest, ob Arzneien verschrieben werden müssen, ob der Patient an einen Facharzt überwiesen werden muss und ob ein ärztliches Attest ausgestellt werden soll. Im Anschluss erstellt der Arzt wie bei einer normalen Sprechstunde ein Protokoll des Beratungsgesprächs.

Der Service richtet sich vor allem an Kinder und Erwachsene mit Beschwerden und Symptomen, die per Ferndiagnose bestimmt werden können. Über Kry.se werden keine Suchtstoffe verschrieben. Der erste Termin ist kostenlos. Anschließend werden 299 schwedische Kronen (knapp 32 Euro) pro Beratung in Rechnung gestellt. Die Kassen zahlen diesen Service derzeit noch nicht.

Nach Angaben von Celesio wird der Service in der laufenden Pilotphase von wöchentlich zehn Patienten pro teilnehmender Apotheke genutzt – allerdings mit steigender Tendenz.

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