Schweden

Unabhängige kapitulieren vor Ketten

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Berlin -

In Schweden werden immer mehr unabhängige Apotheker von Apothekenketten verdrängt. Zu diesem Ergebnis kommt eine Unterbehörde des Sozialministeriums, die einen Bericht über die Auswirkungen des Liberalisierungsgesetzes vorgelegt hat. Demnach hat sich die Apothekenzahl seit 2009 insgesamt um 39 Prozent erhöht. In den vier Jahren seit der Marktöffnung habe es zehn Schließungen gegeben, und zwar ausschließlich von unabhängigen Apotheken. Das „Statskontoret“ sorgt sich auch um die Arzneimittelsicherheit bei der Abgabe von OTC-Medikamenten außerhalb von Apotheken.

Im Sommer 2009 war der Apothekenmarkt liberalisiert worden. Die 924 Apotheken des Staatsbetriebes Apoteket waren zu zwei Dritteln an Apothekenketten verkauft worden, etwa 300 Standorte verblieben im Staatsbesitz. Auch der Verkauf von einigen nicht verschreibungspflichtigen Medikamenten außerhalb von Apotheken war erlaubt worden.

Dem Bericht zufolge gab es zum 1. Mai dieses Jahres 1280 Apotheken, seit 2009 sind also 356 neue Standorte hinzu gekommen. Die Verteilung der Apotheken ist einseitig: 350 Apotheken eröffneten in städtischen Gebieten. Sechs neue Standorte gibt es in stadtnahen, ländlichen Bezirken.

Auf dem Land gab es keine Neueröffnungen und bis zum Frühjahr dieses Jahres auch keine Schließung, weil für etwa 100 Landapotheken ein Bestandsschutz festgelegt worden war. Als diese Hürde im März fiel, entschloss sich die Apothekenkette Kronans Droghandel jedoch zur Schließung einer Landapotheke.

Mit der Vielfalt der Anbieter ist Statskontoret nicht zufrieden. Insgesamt gebe es 29 verschiedene Akteure, darunter zwölf Apothekenketten unterschiedlicher Größe, wobei vier Anbieter den Markt kontrollierten. Hinzu kommen 15 kleine Anbieter mit mehr als einer Apotheke sowie drei unabhängige Apotheken.

Die Regierung hatte 2009 das Ziel ausgegeben, dass alle Anbieter die gleichen Chancen haben müssten. Statskontoret zieht das Fazit, dass dies nicht gelungen ist. Die zehn gescheiterten Apotheker hätten allesamt angegeben, aufgrund des Konkurrenzdrucks zu den Apothekenketten geschlossen zu haben. Insbesondere die von den Ketten eingeführten zur Abrechnung benötigten IT-Systeme seien nicht erschwinglich gewesen. Auch die Einkaufskonditionen seien schlechter gewesen.

Die Öffnungszeiten haben sich dem Bericht zufolge verbessert: Die durchschnittliche Öffnungszeit einer Apotheke hatte 2009 bei 45 Stunden gelegen, inzwischen liegt sie bei 52 Stunden. Der Anteil der Standorte, die sonntags geöffnet haben, ist von 154 auf 422 gestiegen. Statskontoret bemängelt jedoch, dass sich viele Apotheken noch nicht an die gesetzliche Verpflichtung halten, innerhalb von 24 Stunden ein Rx-Medikament abgeben zu können.

Auch der Zugang zu OTC-Medikamenten habe sich verbessert, konstatiert die Behörde. Insgesamt hätten 5670 Supermärkte, Tankstellen oder andere Einzelhändler eine Zulassung zur Abgabe von OTC-Medikamenten beantragt. Die Händler konzentrierten sich allerdings auf den verkauf von Schmerzmitteln, Antihistaminika und Nasensprays. Auch die OTC-Preise hätten sich für die Verbraucher positiv entwickelt: Je nach Wirkstoff seien die Preise zwischen 15 und 40 Prozent gefallen.

Letztlich sorgt sich die Behörde um die Beratungsqualität. In einer Befragung unter Apothekenangestellten hätten sechs von zehn Mitarbeitern angegeben, dass sich sowohl Beratungsdauer als auch die Beratungsintensität seit 2009 verringert habe. Viele Angestellte hätten angegeben, zu viel Zeit für die neuen IT-Lösungen zu benötigen.

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