Österreich

Schlagabtausch um Praxisapotheken Désirée Kietzmann, 24.04.2009 09:27 Uhr

Berlin - 

In Österreich hält das Kompetenzgerangel zwischen Apothekern und Ärzten an. Nachdem sich die Ärzte seit Monaten für eine uneingeschränkte Selbstdispensation stark machen, reichte die Niederösterreichische Apothekerkammer jetzt eine Petition zum Thema „Verbesserte Medikamentenversorgung durch Apotheken im ländliche Raum“ beim Nationalrat, der Abgeordnetenkammer des österreichischen Parlaments, ein.

„Wenn Ärzte Arzneimittel verkaufen, kann die Apotheke zusperren“, sagte der Petitionsinitiator und Präsident der Niederösterreichischen Apothekerkammer, Werner Luks, gegenüber APOTHEKE ADHOC. Die uneingeschränkte Selbstdispensation wäre laut Luks „der Tod der Apotheke“. In der Petition fordert Luks den Nationalrat dazu auf, „alle erdenklichen Maßnahmen zum Wohle der Patientinnen und Patienten zu ergreifen, um eine optimale Medikamentenversorgung der Menschen im ländlichen Raum durch Apotheken zu unterstützen.“

Derzeit dürfen Ärzte, deren Praxis mehr als sechs Kilometer von der nächsten öffentlichen Apotheke entfernt liegt, in Österreich Medikamente an ihre Patienten abgegeben. Liegt die Arztpraxis näher, muss die Selbstdispensation mit der Übernahme durch einen neuen Mediziner eingestellt werden. Diese Neuregelung aus dem Jahr 2006 hatte die Mediziner veranlasst, die komplette Aufhebung aller Beschränkungen für Praxisapotheken zu fordern.

In entlegenen Landregionen sei die Bevölkerungsdichte so gering, dass sich die Übernahme einer Landpraxis ohne Hausapotheke wirtschaftlich oft nicht rechne und sich daher kein Nachfolger finde, mahnte vor wenigen Tagen der Präsident der österreichischen Ärztekammer, Dr. Christoph Reisner.

Patienten, zu denen der Arzt auf Visite komme, wollen dem Mediziner zufolge kein Rezept, das sie in einer Apotheke einlösen müssen. „Sie wollen und brauchen ihre Medikamente sofort aus der Hand des Arztes, um so rasch wie möglich mit der Therapie beginnen zu können“, so Reisner.

„Die Panikmache der Ärztevertreter ist untragbar“, konterte der Präsident der österreichischen Apothekerkammer (ÖAK), Heinrich Burggasser. Kein einziger älterer oder gebrechlicher Mensch müsse um seine benötigten Medikamente fürchten. Nie zuvor sei das Apothekennetz in Österreich so dicht gewesen wie heute. Der Schlagabtausch geht in die nächste Runde.