Russland

Pessina tauscht Großhandel gegen Kette

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Berlin -

Walgreens Boots Alliance (WBA) ist der einzige westliche Pharmahändler, der noch in Russland aktiv ist. Jetzt hat Konzernchef Stefano Pessina die Großhandelssparte gegen ein Paket an der Apothekenkette „36.6“ eingetauscht.

Pessina hatte 2006 die „Apteka-Holding“ für 18 Millionen Britische Pfund zuzüglich Schulden von 10 Millionen Pfund vom Finanzinvestor Carlyle gekauft und ein Jahr später in Alliance Healthcare umbenannt. Mit umgerechnet knapp einer Milliarde Euro Umsatz und 2000 Mitarbeitern ist der Großhändler die Nummer 5 am russischen Markt. 800 Apotheken machen bei der Kooperation Alphega mit, dazu gibt es eine Mini-Kette von zwei Dutzend eigenen Apotheken.

Genau wie das Italiengeschäft war die Sparte in Russland zuletzt immer wieder zwischen verschiedenen Drehscheiben inner- und außerhalb des Konzerns verschoben worden. Jetzt hat Pessina den Großhändler gegen ein 15-prozentiges Aktienpaket an der Apothekenkette „36.6“ eingetauscht.

„36.6“ wurde 1991 von Artyom Bektemirov und Sergei Krivosheyev gegründet und war zunächst nur als Großhändler aktiv. 1998 wurde in Moskau die erste Apotheke eröffnet, weitere folgten. Von 2004 an übernahm „36.6“ weitere Apotheken in anderen Regionen Russlands, oft kleinere Ketten. Heute gehören rund 1000 Apotheken zu der Kette, genauso viele wie 2007.

Nach dem Höhepunkt im Jahr 2008 mit 1200 Filialen traf die Finanzkrise das Unternehmen und machte der Expansion ein Ende. Die Apothekenkette musste Filialen schließen und sich auf die Suche nach Investoren machen. 2013 fusionierte 36.6 mit dem Konkurrenten A.V.E., dem mehr als 200 Apotheken der Marken „A.V.E.“ und „120 na 80“ angehören.

Mitte 2014 verkaufte „36.6“ seine Beteiligung am Hersteller Veropharm an den US-Konzern Abbott. 2014 übernahm das börsennotierte Unternehmen dafür vom finnischen Pharmahändler Oriola dessen Ketten Stary Lekar und 03 Apteka mit 230 Filialen sowie das Großhandelsgeschäft.

Letzteres soll nun mit Alliance Healthcare fusioniert werden. Die Akquisition passe in die Strategie, das Geschäftssegment Großhandel zu entwickeln und die Anzahl und das Volumen der Direktverträge mit Pharmaherstellern deutlich zu erhöhen, hieß es.

Oriola war schon der dritte europäische Pharmahändler, der sich wieder aus Russland zurückzog: Phoenix hatte sich 2010 verabschiedet und seine Beteiligung an Russlands viertgrößtem Pharmagroßhändler ZAO Rosta verkauft.

Gehe/Celesio hatte bereits 1993 mit dem russischen Partner „Gehe Pharma St. Petersburg“ gegründet, aber schon drei Jahre später seinen 65-prozentigen Anteil wieder verkauft. Vor einigen Jahren scheiterten Gespräche über einen Einstieg beim Marktführer Protek an den Preisvorstellungen der Eigentümer – zum Glück, wie der langjährige Konzernchef Dr. Fritz Oesterle später befand.

Für Pessina ist der russische Markt im globalen Gefüge wichtig. Dass der Großhandel der Apothekenkette den Weg ebnen soll, hatte der Konzernchef vor einem Jahr zu Protokoll gegeben: Laut Pessina kann in diesem Bereich schneller eine kritische Größe aufgebaut werden als im Einzelhandel, zumal die Konsolidierung noch nicht zu Ende sei.

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