Italien

Rezeptabrechnung: Hohe Strafzinsen für Kassen Benjamin Rohrer, 05.11.2012 15:08 Uhr

Kein Geld mehr: Italiens Regierung will die Gesundheitsdienste verpflichten, ihre Rechnungen bei den Apothekern schneller zu begleichen. Foto: APOTHEKE ADHOC
Berlin - 

In Italien müssen die regionalen Gesundheitsdienste die Apotheken in Zukunft pünktlich bezahlen. Italiens Regierung hat beschlossen, zum Jahreswechsel eine EU-Direktive umzusetzen, nach der öffentlichen Ämtern und Behörden höhere Zinsen und Strafzahlungen drohen, wenn sie ihre Vertragspartner nicht rechtzeitig bezahlen. Insbesondere für die Apotheken im Süden Italiens kommt die Neuregelung zur rechten Zeit: In den Regionen südlich des Po schulden die Kassen den Apotheken insgesamt mehr als eine Milliarde Euro.

Das italienische Gesundheitssystem ist chronisch verschuldet: Die Finanzierung der regionalen Gesundheitskassen ist Ländersache – gerade im von hoher Arbeitslosigkeit betroffenen Süden des Landes können die Rechnungen der Apotheken, Ärzte und Kliniken seit Monaten nicht mehr beglichen werden.

Am härtesten trifft es die Pharmazeuten der Region Kampanien um die Stadt Neapel: Insgesamt schuldet die Krankenkasse der Region den Apothekern 500 Millionen Euro. Es folgt die Region Lazio um die Hauptstadt Rom mit Außenständen von rund 400 Millionen Euro. Auch in Kalabrien (80 Millionen Euro) und Sizilien (100 Millionen) sind die Apotheker betroffen.

Der EU-Direktive zufolge werden die Gesundheitsdienste ab dem kommenden Jahr verpflichtet, die Rechnungen der Heilberufler innerhalb von 60 Tagen zu begleichen. Falls sie ihrer Pflicht nicht nachkommen, drohen hohe Zinsen: Die Verzugszinsen werden von 1 auf 9 Prozent angehoben.

Zudem wird eine Strafzahlung fällig, deren Höhe jeder Mitgliedsstaat selbst festlegen, jedoch mindestens 40 Euro betragen muss. Falls ein Anwalt eingeschaltet werden musste, sollen die Kassen zudem die Gebühren übernehmen.

Um Apotheker vor der Schließung zu bewahren, hatte bislang stets der Apothekerverband ausgeholfen: Der Verband hält die Mehrheit an der Bank für Apotheker „Credifarma“, die Pharmazeuten kurzfristige Kredite zu günstigen Zinssätzen anbietet. Die Bank kümmert sich neben der Kreditvergabe auch um die Eintreibung der Zahlungen der Krankenkassen.

Nicht nur italienischen Apotheken könnte die EU-Direktive helfen: Auch in einigen spanischen Regionen kämpfen Apotheken um die wirtschaftliche Existenz, weil der Gesundheitsdienst die Rezepte nicht begleicht. Bis März 2013 muss die Direktive in allen EU-Staaten umgesetzt werden, bislang ist sie nur in Zypern und Malta Gesetz.