Lohnhersteller

Rentschler: Pleite in Österreich

, Uhr
Berlin -

In Österreich sorgt eine Schwesterfirma des deutschen Lohnherstellers Dr. Rentschler für Schlagzeilen. Nur ein Jahr, nachdem in Rankweil in Voralberg der Betrieb einer aseptischen Abfüllanlage aufgenommen wurde, musste jetzt Insolvenz angemeldet werden.

Es geht um die Firma Impletio Wirkstoffabfüllung, die noch vor Kurzem unter Rentschler Fill Solutions firmierte und der Familie Rentschler gehört, die auch hinter dem gleichnamigen deutschen Lohnhersteller steht. Nach Angaben des Alpenländischen Kreditorenverbands (AKV) konnte die Firma ihren laufenden Zahlungsverpflichtungen nicht mehr nachkommen. Die Schulden belaufen sich demnach auf 28,1 Millionen Euro. Von einer „Rekordpleite“ ist daher in Medien die Rede. Betroffen seien 40 Mitarbeiter und 44 Gläubiger.

Aufgrund von Mängeln in den Prozessabläufen wurde ein Produktions- und Auslieferungsstopp verhängt, so AKV. Da ein Neustart der Anlage zeitnah nicht möglich sei, könnten in absehbarer Zeit keine Abfüllungen mehr stattfinden und flössen dem Unternehmen auch keine Mittel mehr zu. Derzeit sei kein Antrag auf Sanierung eingebracht worden.

Laut einem Artikel der Vorarlberger Nachrichten wurden die Angestellten am vergangenen Donnerstag vom Anwalt der Firma nach Hause geschickt. Bereits im Sommer waren etwa 20 Stellen abgebaut worden.

Der Grundstein für das Werk in Rankweil war im Herbst 2016 gelegt worden. 30 Millionen Euro wurden investiert. Der operative Betrieb war im Sommer 2018 aufgenommen worden; die zunächst für ein Jahr befristete GMP-Zertifizierung wurde im August von der Arzneimittelbehörde AGES verlängert.

Das Werk war auf Auftragsentwicklung und -herstellung spezialisiert; pharmazeutische und biopharmazeutische Produkte wurden in Vials von 2 bis 50 ml zur klinischen und kommerziellen Nutzung abgefüllt. Die Anlage ist für die flexible Abfertigung von kleinen bis mittelgroßen Chargen bis zu 60.000 Vials ausgelegt und hatte eine Gefriertrocknungskapazität von 15 m².

Die Rentschler-Gruppe mit Sitz in Laupheim erzielte zuletzt mit rund 800 Mitarbeitern einen Umsatz von 160 Millionen Euro, der überwiegende Teil entfiel auf die Wirkstoffherstellung. 1927 hatte der Apotheker Erwin Rentschler die Firma als Arzneimittelhersteller gegründet. In den 1970er Jahren stieg das Unternehmen in den Bereich Biotechnologie ein. 2006 wurde die gesamte OTC-Sparte der Gruppe (Dorithricin, Soventol, Tannacomp) an Medice verkauft. Heute entwickelt und produziert der oberschwäbische Lohnhersteller mit 650 Mitarbeitern biopharmazeutische Medikamente für den internationalen Markt.

Newsletter
Das Wichtigste des Tages direkt in Ihr Postfach. Kostenlos!

Hinweis zum Newsletter & Datenschutz

Lesen Sie auch
Neuere Artikel zum Thema
Mehr zum Thema
Neues Gebäude für Antikörper-Wirkstoff-Konjugate
Söder: Spatenstich bei Daiichi Sankyo
Verfassungsbeschwerde abgewiesen
BVerfG: Kein Cytotect für Schwangere
Mehr aus Ressort
Tausende Filialen schließen
USA: Kahlschlag bei Apothekenketten
2500 Packungen illegal nach China verkauft
Paxlovid: Apothekerin aus Innsbruck angeklagt
Weniger Einnahmen, mehr Ausgaben
Krankenkasse rechnet mit Milliardenverlusten

APOTHEKE ADHOC Debatte