Die britische Regierung will die Apotheken künftig stärker in die medizinische Versorgung der Patienten einbinden. Das Gesundheitsministerium in London veröffentlichte jetzt ein lange erwartetes Strategiepapier, das den Apotheken als Gesundheitszentren eine Schlüsselposition innerhalb des Gesundheitswesens einräumt.
Unter anderem sollen die pharmazeutischen Mitarbeiter künftig in Eigenregie bestimmte Medikamente verschreiben, einfache Befindlichkeitsstörungen behandeln und verschiedene Tests und Impfungen durchführen dürfen. Das Gesundheitsministerium hofft, auf diese Weise jeden Allgemeinarzt um eine Arbeitsstunde entlasten zu können, die dieser dann für andere Behandlungen nutzen kann. Insgesamt sollen die Apotheken jährlich bis zu 57 Millionen Patientengespräche übernehmen; innerhalb von drei Jahren sollen die Apotheken für die Hälfte aller leichten Akuterkrankungen erste Anlaufstelle sein. Auch mit den Kliniken sollen die Apotheken künftig enger zusammenarbeiten.
Gesundheitsminister Ben Bradshaw wies darauf hin, dass 99 Prozent aller Briten innerhalb von 20 Minuten eine Apotheke erreichen könnten und diesen daher eine Schlüsselrolle im Gesundheitswesen zukomme. Die Angebote sollen die ärztliche Versorgung nicht ersetzen, sondern ergänzen. Die Apothekerverbände begrüßten die Vorschläge.
Kritiker werfen der Regierung vor, alten Kaffee aufzuwärmen. Bereits vor zwei Jahren war das Gesundheitsministerium mit ähnlichen Plänen an die Öffentlichkeit getreten. Mittlerweile haben zwar die Apotheken Beratungskabinen eingerichtet, um die gesondert vergüteteten so genannten Zusätzlichen Services anbieten zu können. Nur die allerwenigsten Apotheken - den Konservativen zufolge rund 100 von mehr als 12.000 - haben demnach die Qualifikation zur Arzneimittelverordnung erworben.
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