Ungarn

Regierung will "fliegende Apotheker"

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Die ungarische Regierung will künftig mobile Apotheken zulassen. Die umherfahrenden Teams, denen stets ein Apotheker angehören muss, sollen das Angebot der stationären Apotheken ergänzen und die Versorgung der Bevölkerung in ländlichen Gebieten sicherstellen. Wie Regierungssprecherin Bernadett Budai in der vergangenen Woche mitteilte, sollen die mobilen Apotheken in der Nähe von Ambulanzen und Arztpraxen parken und die dort ausgestellten Rezepte unmittelbar beliefern. Auch OTC-Produkte sollen bei den „fliegenden Apothekern“ erhältlich sein; nur Betäubungsmittel dürfen nicht abgegeben werden. Laut Budai soll die Maßnahme so angelegt sein, dass keine niedergelassenen Apotheken schließen müssen.

Der Opposition zufolge provoziert die Regierung mit ihren Plänen jedoch gerade die Schließung kleinerer Apotheken. Die Oppositionsparteien kritisierten den Vorstoß als Eingeständnis der gescheiterten Liberalisierung des Apothekenmarktes. Einem Abgeordneten der Fidesz-Partei zufolge hat die Regierung mit der Zulassung des Fremdbesitzes nur den Arzneimittelverkauf in den multinationalen Einkaufszentren der großen Städte gefördert, anstatt der ländlichen Bevölkerung den Zugang zu Medikamenten zu vereinfachen. Die Liberalisierung sei ein „Tor zur Korruption“, da Lizenzen, die bei der Schließung kleinerer Apotheken frei würden, an regierungsfreundliche Kreise weitergegeben werden könnten.

Zum 1. Januar 2007 hatte die Regierung den beschränkten Fremdbesitz abgeschafft, demzufolge mehr als die Hälfte des Kapitals an einer Apotheke im Besitz des Apothekers sein mussten. Seitdem sind Kettenbetreibern in Ungarn Tür und Tor geöffnet: Mit Beteiligungen an rund 120 Apotheken hatte sich die größte Kette des Landes, PharmaNova, bereits in der Vergangenheit in Stellung gebracht. Medienberichten zufolge zählt PharmaNova zum Merckle-Imperium, das mit Phoenix auch im Großhandel führend in Ungarn vertreten ist. Weitere Apothekenbeteiligungen soll der österreichische Pharmagroßhändler Jacoby Pharmazeutika halten.

Ebenfalls im Januar waren verschiedene demographische und geografische Niederlassungsbeschränkungen abgeschafft worden. Die Apothekenpflicht für OTC-Arzneimittel war bereits im Sommer vergangenen Jahres gefallen.

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