Details über die geplante Budgetkürzung für britische Apotheker werden erst im Oktober bekanntgegeben. Grund für die Verschiebung ist der Brexit und die neue Regierungsbildung unter der Führung von Premierministerin Theresa May. Die offizielle Ankündigung des staatlichen Gesundheitsdienstes NHS über Mittelkürzungen wurden ursprünglich im Juli erwartet. Die Reformen sollten im Herbst umgesetzt sein.
Es geht auch um den neuen „Apothekenminister“ David Mowat. Er soll ausreichend Zeit erhalten, um sich einzuarbeiten und Beratungsgespräche zu führen. Mowat ist Parlamentsmitglied und Unterstaatssekretär im Gesundheitsministerium. Zuvor war er im Finanz- und Wirtschaftsminsterium tätig. Sein Vorgänger Alistair Burt sagte im Mai gegenüber dem House of Commons, das Gesundheitsministerium werde sich zu den Kürzungen im Juli äußern. Dann folgte Ende Juni die Abstimmung über den Austritt der Vereinigten Königreichs aus der Europäischen Union.
Der Apothekerverband sieht in der Verzögerung dagegen einen Erfolg seiner Kampagne: Er startete im Februar zusammen mit dem Verband der Pharmaziestudenten eine Petition gegen die angesetzten Kürzungen. Bereits im Mai hatten sie mehr als eine Millionen Unterschriften von Kunden zusammen.
Der Verband warnt, dass voreilige Reformen unbeabsichtigte und unumkehrbare Folgen für die Apotheken vor Ort und die Patienten haben könnten. „Minister und Beamte wurden gezwungen, länger und intensiver über ihre Pläne nachzudenken. Grund dafür ist die entschlossene Kampagne unserer Mitglieder, anderer Mitarbeiter aus dem Sektor und auch der Patienten“, sagte der Verband „National Pharmacy Association“.
Die „Royal Pharmaceutical Society“ wiederum werde ein frühes Treffen mit Mowat suchen, um Klarheit in die Angelegenheit zu bringen. Die geplanten Reformen verursachen Ängste und Sorgen bei den Apothekern. Ob es noch zu Veränderungen in der Summe der Kürzungen kommen könnte, ist bislang nicht bekannt.
Im vergangenen Dezember hatte das Gesundheitsministerium angekündigt, die finanziellen Mittel um sechs Prozent auf 2,63 Milliarden Pfund zu kürzen. Unter anderem soll der Betriebszuschlag (establishment payment) abgeschafft werden. Bis zu 3000 Apotheken könnten schließen müssen, was aus Sicht der Regierung unproblematisch wäre: „Es gibt mehr Apotheken als nötig, um eine gute Patientenversorgung zu gewährleisten“, hieß es vom Gesundheitsministerium.
Laut Markforschungsinstitut IMS Health werden bis zu 600.000 Patienten von den Budgetkürzungen betroffen sein. Auch die zahlreichen Apotheken in London würden die Veränderungen spüren: Rund 30 Prozent der 1643 Apotheken in der Hauptstadt wären von den finanziellen Einschneidungen bedroht.
Von der Schließung gefährdet wären vor allem Apotheken, die wenig Gewinne erzielen. Noch schlimmer kommt es laut IMS Health, wenn mehr als 15 Prozent dieses Profits vom staatlichen Betriebszuschlag stamme. Haben Apotheken am Ende jedes Monats mehr als 2500 Rezepte abgegeben, erhalten sie in der Regel jährlich 25.000 Pfund vom NHS.
Jetzt laufen laut IMS 960 unabhängige Apotheken vor Ort Gefahr, schließen zu müssen. Es könnte auch die Apothekenketten Boots und Lloyds treffen: 585 ihrer Apotheken seien schätzungsweise von der Schließung bedroht.
Das Ministerium will beim NHS sparen, indem etwa zentralisierte Abgabestellen für Arzneimittel und Versandapotheken gefördert werden. Zudem wurden die Apotheken aufgefordert, kostensparender zu arbeiten.
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