Regierung bleibt Apothekern treu Benjamin Rohrer, 21.01.2011 10:42 Uhr
Dänemarks Regierung hat ihre eigenen Pläne zur Deregulierung des Apothekenmarktes zurückgezogen. Noch im November hatte der rechtsliberale Gesundheitsminister Bertel Haarder im Rahmen eines Konjunkturplans angekündigt, ländliche Regionen notfalls durch Pick-up-Stationen in Supermärkten und Tankstellen statt durch subventionierte Apotheken versorgen zu wollen. Auch ein Fremdbesitzverbot und eine Lockerung des Lizenzsystems waren geplant. „Die konservativen Parteien haben den Plänen nicht zugestimmt“, erklärte einer Sprecherin des Gesundheitsministeriums.
Haarder hatte kleine Apotheken auf dem Land nicht länger unterstützen wollen. Apotheken mit kleineren Umsätzen erhalten in Dänemark Finanzstützen aus einem Fonds, in den die Inhaber besser laufender Apotheken einzahlen. Drohende Schließungen in unterversorgten Regionen wollte Haarder mit Abholstationen wett machen. „Insbesondere wegen dieser Idee gab es bei den Konservativen große Bedenken“, so die Ministeriumssprecherin. Die konservativen Politiker hätten befürchtet, dass sich eine solche Maßnahme negativ auf die Versorgung auswirken könnte.
Auch alle anderen Vorschläge hätten innerhalb der Koalition keine Mehrheit gefunden. Lediglich über eine Lockerung der Öffnungszeiten werde noch diskutiert. Derzeit dürfen dänische Apotheken nicht mehr als 50 Stunden pro Woche geöffnet haben. „Wir befinden uns mit Gewerkschaften und Apothekerverband derzeit in Gesprächen darüber“, so die Sprecherin. Die Apotheker hatten bereits im Juni des vergangenen Jahres eine Lockerung der Öffnungszeiten gefordert.
Seit 2001 wird Dänemark von einer konservativ-liberalen Regierung regiert: Die rechtsliberale Venstre-Partei koaliert mit der Konservativen Volkspartei in einer Minderheitsregierung. Bei parlamentarischen Abstimmungen werden die beiden Koalitionspartner von der rechtspopulistischen Dansk Folkeparti geduldet.