Irland

PTA streiken für bessere Verträge

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Berlin -

In Irland streitet sich die Führung von Lloyds Pharmacy derzeit mit ihren Angestellten: Wegen schlechter Bezahlung, mangelnder Repräsentation und sogenannter „Null-Stunden-Verträge“ greifen die PTA der zu McKesson gehörenden Apothekenkette zum härtesten Mittel des Arbeitskampfes. Rund 270 der 800 Angestellten von Lloyds haben vergangenen Samstag die Arbeit niedergelegt. Betroffen waren 40 der 88 Filialen der größten Apothekenkette des Landes – und diesen Samstag soll es weitergehen.

„Die Angestellten von Lloyds Pharmacy werden seit Jahren miserabel bezahlt, viele haben mehr als zehn Jahre Berufserfahrung und arbeiten immer noch für den Mindestlohn, während andere immer noch mit Null-Stunden-Verträgen angestellt sind“, wirft Gerry Light der Apothekenkette vor. Light ist stellvertretender Generalsekretär der irischen Dienstleistungsgewerkschaft Mandate, die zu dem Streik aufgerufen hat.

Der Mindestlohn beträgt Irland 9,55 Euro pro Stunde, beziehungsweise rund 1600 Euro im Monat. Zum Vergleich: Laut Adexa verdiente eine PTA in Deutschland 2017 durchschnittlich 2000 Euro im ersten und zweiten Berufsjahr. Zwischen dem 9. und 14. Berufsjahr waren es im Schnitt 2500 Euro.

Null-Stunden-Verträge wiederum sind Arbeitsverträge, bei denen die Mindestarbeitszeit – wie der Name schon sagt – auf Null Stunden festgelegt ist. Das heißt, der Arbeitnehmer wird nur dann tätig, wenn der Arbeitgeber ihn anfordert. Es handelt sich also um vertragliche Arbeit auf Abruf. Dadurch fallen für regelmäßig arbeitende PTA in Irland oftmals soziale Standards weg, die Kollegen mit regulären Festverträgen haben: bezahlter Jahresurlaub, Lohnfortzahlung im Krankheitsfall, Aufschläge für Sonntags- oder Feiertagsarbeit und nicht zuletzt die Planungssicherheit eines festen Monatseinkommens.

Beim Thema Arbeitsverträge sind Gewerkschaft und Kette seit langem auf Kriegsfuß: Die McKesson-Tochter bestreitet, dass es solche Null-Stunden-Verträge im Unternehmen gibt. Mandate wiederum hat bereits zweimal Verträge von PTA öffentlich gemacht, die de facto als Null-Stunden-Verträge angewendet werden können. „Ihre normalen Arbeitsstunden sind entsprechend den Absprachen mit ihrem Manager flexibel, verteilen sich über fünf Tage die Woche von Montag bis Sonntag und können Nacht- sowie Wochenendarbeit beinhalten“, ist die dortige Formulierung unter dem Paragraphen „Arbeitszeiten“.

Doch die Vorwürfe gegen Lloyds gehen über schlechte Bezahlung und miese Verträge hinaus. Mandate wirft der McKesson-Tochter vor, die Vertretung der Arbeitnehmerinteressen zu behindern und gar zu umgehen. Denn die Kette hat ein eigenes unternehmensinternes Repräsentationsorgan gegründet, das „Colleagues‘ Representative Committee“ (CRC). Und dem wirft Mandate unlautere Mittel vor.

So hätten sich an Abstimmungen über Vorschläge der Unternehmensführung zur Verbesserung der Arbeitsbedingungen auch das Führungspersonal und Angestellte aus anderen Abteilungen, die von den Änderungen gar nicht betroffen gewesen wären, beteiligen können. 70 Mitarbeiter der Führungsebene hätten als einfache Arbeiter abstimmen dürfen. Außerdem seien die Abstimmungen nicht anonym abgehalten worden, die Angestellten hätten ihre Namen angeben müssen. Das Ergebnis: Mit 52 zu 48 Prozent wurden die Vorschläge der Unternehmensführung, das Mindestgehalt auf 10,60 Euro anzuheben, angenommen.

Bei Lloyds verteidigt man auf Anfrage die Beschlüsse des CRC. „Eine Mehrheit der Kollegen hat für die Verbesserungsvorschläge gestimmt, die der CRC in ihrem Namen ausgehandelt hat“, so die Kette. Die Beschlüsse enthielten unter anderem den Abbau der Bezahlung zum Mindestlohn, Staffelgehälter und ein Modell zu Lohnfortzahlung im Krankheitsfall.

Außerdem erneuert die Kette ihr Dementi: Bei Lloyds habe es niemals Null-Stunden-Verträge gegeben. „Wir engagieren uns dafür, auf den Fortschritten der vergangenen Monate aufzubauen und weiterhin zusammen mit dem CRC an Verbesserungen für unsere Kollegen und die Patienten, um die wir uns kümmern, zu arbeiten“, so ein Konzernsprecher.

„Unsere Mitglieder glauben, dass sie mehr wert sind als 10,60 Euro die Stunde“, kritisiert Gewerkschaftsfunktionär Light wiederum. „Es gibt nur eine legitime, unabhängige Organisation, die die Interessen der Angestellten von Lloyds Pharmacy vertritt und das ist die Dienstleistungsgewerkschaft Mandate“. Bei einer kürzlichen Abstimmung seien 150 Lloyds-Angestellte anwesend gewesen, so Light. „Und sie haben mit 96 Prozent gegen die Vorschläge der Unternehmensführung gestimmt. Deshalb streiken sie nächsten Samstag erneut.“

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