Das Pharmaziestudium war ihr Hobby. Hauptsächlich hat sich die Österreicherin Kira Grünberg ihrer vielversprechenden Karriere als Profi-Stabhochspringerin gewidmet. Doch nach einem schweren Unfall im Sommer ist die Sportlerin querschnittsgelähmt. Ihren Traum, einen Weltrekord aufzustellen, musste sie aufgeben. Dafür konzentriert sie sich nun ganz auf ihren einstigen Plan B: das Pharmaziestudium.
Als Kind sah Grünberg Stabhochsprung im Fernsehen und war sofort von dem Sport fasziniert. Vielleicht liegt das in der Familie, denn auch ihr Vater war Stabhochspringer und wurde zu ihrem ersten Trainer.
Nach einer vierjährigen Athleten-Grundausbildung spezialisierte sie sich im Alter von 13 Jahren auf die Sportart. Erfolgreich nahm sie an Europa- und Weltmeisterschaften für Jungsportler teil. Im März 2015 übersprang sie bei der Europameisterschaft in Prag 4,45 Meter – österreichischer Rekord.
Am 30. Juli verunglückte Grünberg bei einem Trainingssprung. Sie kam vor der Matte auf und landete mit dem Hals auf dem Einstichkasten für den Stab. Dabei brach sie sich den fünften Halswirbel. Sie ist seitdem vom Hals abwärts querschnittsgelähmt und sitzt im Rollstuhl. Nach den Reha-Maßnahmen kann sie jedoch ihre Arme wieder bewegen.
Ursprünglich hatte sie geplant, sich etwa bis zu ihrem 30. Geburtstag ganz dem Springen zu widmen. „Das Ziel war, den Weltrekord im Stabhochsprung zu brechen“, sagt sie. Dieser liegt aktuell für Frauen bei 5,06 Metern und bei 6,16 Metern für Männer. Die Pharmazie sollte ihre Zukunft nach der Sportkarriere sein.
Schon im Herbst 2013 hatte Grünberg ein Pharmaziestudium in ihrer Geburtsstadt Innsbruck begonnen. „Pharmazie hat mich immer schon interessiert“, sagt sie. Aber der Stabhochsprung stand für sie an erster Stelle: „Das Studium hat mir eigentlich großen Spaß gemacht, wobei ich durch den Sport immer wieder Kompromisse eingehen musste“, berichtet sie.
Nach dem Unfall musste die 22-Jährige ihre sportlichen Ziele aufgeben. Doch sie plant nach wie vor, ihr Studium abzuschließen. Mit der Uni hat sie bereits abgesprochen, dass sie für bestimmte Praktika von einem Assistenten Hilfe bekommt. „Ich konnte und kann mir gut vorstellen, Apothekerin zu werden, da es ein wirklich interessanter Beruf ist“, erklärt Grünberg. Allerdings reizten sie auch andere Tätigkeiten im Pharmabereich.
Grünberg muss noch weitere Herausforderungen meistern. Sie benötigt eine barrierefreie Wohnung. Zudem müssten auch bestimmte Geräte beschafft werden. Das alles finanziell zu stemmen, sei nicht einfach, sagt Grünberg. Doch die ehemalige Heeressportlerin wird vom Bundesheer unterstützt. Ihr ehemalige Arbeitgeber wertet die Querschnittslähmung als Folge eines Dienstunfalls und bezahlt die Rehamaßnahmen und Behandlungen.
Auch die Universität, das Österreichische Olympia Comité und das Sportministerium stehen hinter ihr. Ihre Sponsoren sind ebenfalls an ihrer Seite geblieben. „Und ich habe die Familie und ein starkes Team rund um mich. Die Unterstützung ist sehr groß, dafür bin ich dankbar“, sagt Grünberg.
Grünberg zeigt trotz der Querschnittslähmung und der damit verbundenen Schwierigkeiten ungebrochenen Ehrgeiz und Lebensfreude: „Es ist ein genauso schönes Leben wie vorher, einfach anders. Ich konzentriere mich jetzt auf die kleinen Dinge des Alltags und darauf, mit der neuen Situation bestmöglich umzugehen“, sagt sie.
APOTHEKE ADHOC Debatte