Phoenix Spezial

Phoenix gibt in Russland auf

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Der Mannheimer Pharmahändler Phoenix gibt seine Aktivitäten in Russland auf. Am 15. März unterzeichnete der Konzern ein Abkommen über den Verkauf seines 42,5-prozentigen Anteilspakets an Russlands viertgrößtem Pharmagroßhändler ZAO Rosta. Es ist das erste Mal, dass sich Phoenix aus einem Markt zurückzieht. Hintergrund sind offenbar auch Streitereien mit den Mitgesellschaftern.

1994 hatte der finnische Pharmahändler Tamro ein Gemeinschaftsunternehmen mit den Besitzern der St. Petersburger Apothekenkette „Apteka 77“ gegründet: Der Großhändler „Pharm Tamda 77“ belieferte Apotheken im Nordwesten des Landes; die Gründungsurkunde trägt die Unterschrift von keinem Geringeren als dem damaligen Vize-Bürgermeister Wladimir Putin. Im Jahr 2002 verzeichnete Tamda einen Umsatz von 60 Millionen Euro und einen lokalen Marktanteil von 18 Prozent.

2003 brachten die Eigentümer die Firma in ein neues Joint Venture ein: Aus Tamda sowie den Mitbewerbern Rossib aus Novosibirsk und Artromed aus Samara enstand Rosta. Der neue Großhändler war nicht nur flächendeckend aufgestellt, sondern erstmals auch in Moskau vertreten.

Zu diesem Zeitpunkt hatte die Merckle-Gruppe gerade die Mehrheit an Tamro erworben. Phoenix hatte im Jahr 2000 zunächst ein Drittel der Aktien übernommen; Firmenchef Adolf Merckle hatte in den folgenden Jahren über eine Reihe von Beteiligungsfirmen weitere 20 Prozent zugekauft, ohne dies entsprechend bekannt zu machen. 2004 gehörte Tamro komplett zu Phoenix.

Auch in Russland begannen sich die Machtverhältnisse zu verschieben: Nachdem zunächst keiner der Rosta-Aktionäre mehr als 18 Prozent der Anteile hielt, kauften Tamro und der ehemalige Tamda-Chef David Panikashvili sukzessive zu. Am Ende war der Mann aus Georgien, der in Leningrad Pharmazie studiert und danach seine Apothekenkette aufgebaut hatte, Mehrheitsaktionär bei Rosta - und neuer Firmenchef.

Dass sich Phoenix/Tamro nicht auf Dauer mit der Rolle als Minderheitsaktionär abfinden würden, war bereits im März 2006 klar. Doch die Situation wurde zunehmend schwieriger, denn Panikashvili ließ seine Partner auflaufen. Schon im ersten Jahr nach dem Bieterrennen wusste man in Helsinki und Mannheim nicht mehr so richtig, wie das Geschäft in Russland läuft. „Der Hauptaktionär verweigert der Gruppe jeglichen Einfluss auf das Geschäft und den Zugang zu den üblichen Unternehmensinformationen“, klagte zuletzt der Mutterkonzern. Es gab eine Reihe von juristischen Auseinandersetzungen zwischen den Eigentümern.

Jetzt hat man in Mannheim also offenbar genug - und zieht die Reißleine. Wer der Käufer der Anteile ist und was für das Passivpaket noch zu bekommen ist, war auf Nachfrage bislang nicht zu erfahren.

Alliance Boots ist damit der einzige paneuropäische Pharmahändler, der noch in Russland vertreten ist. Als Großhändler erwirtschaftete der Konzern als Nummer 5 am russischen Markt umgerechnet 670 Millionen Britische Pfund, dazu gibt es eine Mini-Kette von 20 Apotheken. Gehe/Celesio hatte 1993 mit russischen Partnern Gehe Pharma St. Petersburg gegründet, drei Jahre später seinen 65-prozentigen Anteil aber wieder verkauft. Vor zwei Jahren scheiterten Gespräche über einen Einstieg beim Marktführer Protek an den Preisvorstellungen der Eigentümer - zum Glück, wie Celesio-Chef Dr. Fritz Oesterle heute findet.

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