Phoenix-Deal entzweit Genossenschaften Patrick Hollstein, 09.06.2008 12:10 Uhr
Die geplante Übernahme des französischen Großhändlers Cerp Lorraine durch den Mannheimer Pharmakonzern Phoenix hat unter den Genossenschaften des Landes für schlechte Stimmung gesorgt. Die verbleibenden apothekereigenen Unternehmen werfen dem Management Verrat an den eigenen Mitgliedern vor. Offenbar hatten die Kollegen kein Angebot abgeben dürfen.
Auch nachdem bereits die ersten Gerüchte am Markt kursierten, habe Cerp Lorraine die Verkaufspläne dementiert, hieß es aus Branchenkreisen. Dabei war eigenen Angaben zufolge insbesondere die mit der Sanacorp verschmolzene Cerp Rouen am Großhandelsgeschäft des Mitbewerbers interessiert.
Auch für die Tatsache, dass die Entscheidung zum Verkauf ohne Generalabstimmung unter den 1400 Gesellschaftern getroffen wurde - nur der Aufsichtsrat muss im Juni noch zustimmen -, will man bei Cerp Rouen nicht verstehen. Zwar habe das veräußerte Großhandelsgeschäft nur die Hälfte zum Umsatz und ein Fünftel zum Ergebnis beigetragen; der Hauptteil wurde in Belgien und in anderen Geschäftsfeldern eingefahren.
Doch gerade das Großhandelsangebot für die einheimischen Apotheker - mithin das Kerngeschäft der Genossenschaften - sei als eigentlicher Wert an sich zu verstehen, hieß es aus Unternehmenskreisen. Aufgabe der Kooperativen sei es, die Apotheker zu stärken, und nicht, profitorientierten Konzernen wie Phoenix den Weg zu ebnen. Immerhin: Bei Cerp Rouen will man nun auch ohne den Zukauf auf dem Kerngebiet von Cerp Lorraine neues Terrain erobern.
Cerp Rouen ist das größte Unternehmen aus der Gruppe der französischen Pharmagroßhandels-Kooperativen (Coopératives d'Exploitation et de Répartition Pharmaceutiques, Cerp). Das Unternehmen betreibt knapp 30 Niederlassungen und hat eigenen Angaben zufolge einen Marktanteil von 14 Prozent. Die ebenfalls genossenschaftlich organisierte Cerp Bretagne Nord bringt es auf 2 Prozent, Cerp Rhin Rhône Méditerrannée - als Aktiengesellschaft geführt, aber ebenfalls komplett in Apothekerhand - auf 8 Prozent. Auch Phoenix will Brancheninformationen zufolge Cerp Lorraine vorerst unter dem genossenschaftlichen Namen weiterführen.