Arzneimittelfälschungen

Pharmaziestudent erforscht Potenzgier

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Berlin -

Ein Mausklick genügt und die Wunderpille für den Mann ist unterwegs. Im Internet sind gefälschte Potenzmittel leicht erhältlich. Zu leicht. Je nachdem, was enthalten ist, drohen schwerste Nebenwirkungen. In der Schweiz hat sich der Pharmaziestudent Cédric Wernli des Themas in seiner Masterarbeit angenommen. Seit Januar untersucht der 28-Jährige die Gründe, warum Männer bei dubiosen Anbietern kaufen.

 

„Naivität, Verzweiflung und Neugier“, schildert Wernli die Motive. Auch der Preis stehe beim Kauf ganz vorne. Für seine Abschlussarbeit hatte er eine Umfrage in zwei Internetforen platziert, die anonym beantwortet werden konnte. Die Ergebnisse sind zwar nicht repräsentativ, geben jedoch Aufschluss über Konsumverhalten und Zielgruppe. Insgesamt nahmen 41 Personen teil, die große Mehrheit stammt aus Deutschland.

Hauptsächlich werden demnach Imitate großer Markenarzneimittel wie Viagra bestellt. Die große Mehrheit vertraut dabei den Angaben über den Wirkstoffgehalt: 74 Prozent der Teilnehmer schätzen Medikamente aus dem Internet laut vorläufiger Auswertung der Zahlen als sicher ein.

Diese „Naivität“ habe ihn besonders an dem Thema gereizt, so Wernli. Die Leichtsinnigkeit kann er noch immer nicht verstehen: „Die Menschen setzen Arzneimittel aus dem Internet mit elektronischen Produkten gleich“, sagt Wernli.

 

 

Dass Geiz bei Medikamenten gefährlich ist, zeigen Daten der schweizerischen Arzneimittelbehörde Swissmedic: „Die Hälfte der Produkte hat schlechte Qualität, zum Beispiel falsch dosierte oder falsche Wirkstoffe“, warnt Ruth Mosimann. Sie leitet bei Swissmedic den Bereich „Kontrolle von illegalen Arzneimitteln“ und unterstützte Wernli bei seiner Arbeit.

Der leichtfertige Kauf der Verbraucher und die falsche Anwendung haben Folgen: „Die Aussagen über Nebenwirkungen waren sehr verschieden“, sagt Wernli. Die Teilnehmer klagten beispielsweise über Sodbrennen oder Kopfschmerzen. Die Folgeerkrankungen würden oft mit anderen illegalen Internetprodukten behandelt. „Das ist ein riesiger Teufelskreis.“

Bei seiner Masterarbeit fand er auch heraus, dass in den Internetforen ein reger Ausstausch herrscht, der das Problem teilweise sogar verschlimmert. Die Nutzer empfehlen sich auch gegenseitig bestimmte Dosierungen oder raten zur Kombination verschiedener Präparate.

 

 

Nur jeder dritte Teilnehmer der Umfrage ließ sich ärztlich oder von Apothekern beraten. „Sie diagnostizieren sich selbst“, sagt Mosimann. 65 Prozent hätten angegeben, mehrere Potenzmittel gleichzeitig zu schlucken. „Es ist erschreckend, dass diese Mittel dermaßen überdosiert werden.“

Die gefälschten Medikamente erreichen die Schweiz meist aus Übersee. So wurden 2011 rund 35 Prozent der illegalen Arzneimittel aus Indien importiert. Fast 20 Prozent stammen aus dem übrigen asiatischen Raum. Die Zahl der illegalen Sendungen wird auf mindestens 50.000 im Jahr geschätzt. „Das Internet ist der Hauptkanal, wo die Medikamente herkommen“, sagt Mosimann. Illegale Arzneimittel seien ein globales Problem.

Wernlis Masterarbeit geht auf ein Projekt des Europarates zurück. Nach seinen Prüfungen will er weiter forschen: „Ich werde dem Europarat bei dem Projekt weiter meine Unterstützung anbieten.“ Zuvor wird er ab August in einer Apotheke in Basel sein Praktikum absolvieren. Danach will er zurück in die Wissenschaft.

 

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