Der Pharmakonzern GlaxoSmithKline (GSK) muss in den USA vor Gericht: Ein Mitarbeiter wirft dem Konzern vor, Studien zu seinen Nikotinpflastern gefälscht zu haben. Als er versuchte, den Vorfall intern zu klären, wurde er kurzerhand entlassen. Jetzt hat er seinen ehemaligen Arbeitgeber verklagt.
Alexander Selmani war Mitarbeiter der Abteilung für Biostatistik im US-Hauptquartier von GSK in New Jersey. 2012 entdeckte er in Studien zu den Nikotinpflastern der Marke Nicoderm Ungereimtheiten bei der statistischen Auswertung der Daten. Mit den Untersuchungen hatte GSK die überlegene Wirksamkeit seiner Produkte gegenüber Mitbewerberpräparaten zeigen wollen.
Laut Selmani zeigten die Daten „eine potentielle Gefahr für die Gesundheit und Sicherheit der Bevölkerung“, wie es in der Klageschrift heißt. Nach mehreren Versuchen, seine Vorgesetzten auf die Unregelmäßigkeiten aufmerksam zu machen, verfasste er eine E-Mail an Konzernchef Sir Andrew Witty.
Danach habe er Probleme bekommen, behauptet Selmani. Bei Gehaltserhöhungen sei er genauso übergangen worden wie bei den jährlichen Bonuszahlungen. Im Oktober habe er schließlich die Kündigung erhalten. Der Fall landete vor dem Staatsgericht New Jersey, wo er derzeit verhandelt wird.
Der Konzern selbst äußert sich zu dem Verfahren nicht, bekräftigt aber, voll hinter seinen Nikotinersatzpräparaten zu stehen. Sie seien eine wirksame und sichere Form der Unterstützung beim Rauchstopp. Auch verweist GSK auf die eigenen ethischen Grundsätze: Als einer der ersten Pharmakonzerne habe man beispielsweise angekündigt, die Zusammenarbeit mit Ärzten im Rahmen von Fortbildungsveranstaltungen vollständig aufzugeben, um Korruptionsvorwürfe von vornherein auszuschließen.
In Deutschland gibt es die Marke Nicoderm nicht: Hierzulande hatte GSK seine Nikotinprodukte lange unter dem Namen Niquitin im Sortiment. Im Zuge der Fusion mit Novartis verkaufte GSK die Marke an den Omega-Mutterkonzern Perrigo.
Niquitin ist mit einem Marktanteil von 4 Prozent in Deutschland vergleichsweise unbedeutend. Besonders die Pflaster konnten sich am Markt kaum durchsetzen. Nicotinell (GSK) hat einen Anteil von rund 35 Prozent und ist damit die Nummer 2 hinter Nicorette (Johnson & Johnson, J&J) mit rund 60 Prozent.
In den USA vermarktet GSK neben der Marke Nicoderm auch Kaugummis und Lutschtabletten von Nicorette. J&J hält die Vermarktungsrechte der Nicorette-Produkte für den Rest der Welt. Nicotinell ist in den USA unter dem Namen Habitrol bekannt und wird vom indischen Generikahersteller Dr. Reddy’s vertrieben.
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