Am meisten überweist Novartis

Pharmaindustrie zahlt halbe Milliarde Franken an Ärzte

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Berlin -

Medinside, ein Online-Portal für die Gesundheitsbranche, schlägt Alarm: |n den letzten drei Jahren hat die Pharmaindustrie rund eine halbe Milliarde Schweizer Franken an Ärzte, Spitäler und Universitäten überwiesen. Einzelne Ärzte erhielten fast 100.000 Franken. Novartis führt das Ranking an.

Es ist ein Thema, das immer wieder für heiße Diskussionen sorgt: Seit drei Jahren legt die Pharmaindustrie in der Schweiz offen, wie viel Geld sie in Form von Spenden, Kongressgebühren, Reisespesen, Abgeltungen für Honorare oder durch die Finanzierung von Forschung an Vertreter der Gesundheitsbranche überweist. Im Jahr 2017 waren das laut Statistik des Branchenverbandes Scienceindustries 162,5 Millionen Franken. Auf Platz 1 der Gönner steht Novartis; der Konzern überwies 19,9 Millionen Franken.

Die Höhe der verteilten Gelder stieg in den vergangenen drei Jahren kontinuierlich an. Waren es im Jahr 2015 noch 138,5 Millionen Franken gewesen, stieg der Gesamtbetrag im darauffolgenden Jahr auf 154,7 Millionen an. Im vergangenen Jahr wurden an Ärzte direkt insgesamt 12,4 Millionen Franken überwiesen.

Parallel zu den Summen steigt auch die Bereitschaft von Ärzteseite zur Transparenz: 76 Prozent der Zahlungen werden mittlerweile namentlich aufgelistet. Das Magazin „Beobachter“, eine alle zwei Wochen erscheinende schweizerische Konsumenten- und Beratungszeitschrift, verfügt über eine Liste mit über 5000 Namen. Fazit: Die große Mehrheit der Schweizer Ärzte erhält „nur“ ein paar tausend Franken jährlich. Einer der „Spitzenverdiener“ hingegen ist der Leiter des Krebszentrums am Unispital Zürich. Er erhielt im Jahr 2017 fast 100.000 Franken von der Pharmaindustrie. Weitere 150 Millionen Franken wurden an die Spitäler, an Ärztenetzwerke Ärzteorganisationen, Universitäten, Ausbildungsstätten oder Kongresse bezahlt. Davon profitieren, so Medinside, die Ärzte indirekt ebenfalls.

Das restliche Geld, rund 59,1 Millionen Franken, floss in Studien. Anders als bei den restlichen Zahlungen stellt Scienceindustries, der Schweizer Wirtschaftsverband der Unternehmen der chemischen Industrie, der Pharmaindustrie und Biotechnologie, hier keine Transparenz her. Gegenüber dem „Beobachter“ rechtfertigt sich der Verband mit der Erklärung, dass das „Forschungsgeheimnis“ gewahrt bleiben müsse.

Auch in Deutschland ist das Thema der Zuwendungen aus der Pharmaindustrie ein viel diskutiertes Dauerthema der Gesundheitsbranche. Seit 2009 informieren die Mitgliedsunternehmen des Vereins „Freiwillige Selbstkontrolle für die Arzneimittelindustrie“ (FSA) die Öffentlichkeit im Jahresrhythmus über alle erhaltenen Zahlungen an Selbsthilfeorganisationen in Form und Höhe. 2016 wurden die Zahlen erstmals in Form einer öffentlich zugänglichen Online-Datenbank publiziert. Auch die Zahlungen an Ärzte und Kliniken werden von dem Zusammenschluss von 55 Pharmafirmen seit 2015 regelmäßig veröffentlicht.

Die neuesten Zahlen stammen aus dem vergangenen Juni, damals wurden die Zahlen für 2017 präsentiert. Fazit: Die Zahlen steigen weiter an, laut FSA gingen rund 605 Millionen Euro an Ärzte, Apotheker und Krankenhäuser. Im Jahr davor lag die Zahl bei knapp 562 Millionen Euro. Davon entfielen über 105 Millionen Euro auf Fortbildungen und Vorträge. Das ist traditionell jener Bereich, in dem es besonders viele Beeinflussungen von Ärzten und Apothekern gibt.

So gingen laut FSA 2017 etwa 605 Millionen Euro an Ärzte, Apotheker und Krankenhäuser. Im Jahr davor waren es dagegen noch knapp 562 Millionen Euro. Allein über 105 Millionen Euro wurden dabei für Fortbildungen und Vorträge geleistet, ein Bereich, in dem die Beeinflussung der Männer und Frauen in Weiß durch die Pharmaindustrie besonders oft vorkommt.

Heiß diskutiert ist in der Branche auch der Begriff „Forschungsgelder“, unter die wiederum umstrittenen „Anwendungsbeobachtungen“ fallen. Bei diesen kassieren Ärzte Gelder von Medikamentenherstellern für den Test der Mittel im Alltag. Organisationen wie Transparency International kritisieren diese Anwendungsbeobachtungen, da sie der Meinung sind, dass diese nur den Zweck verfolgen, indirekt Einfluss auf die Ärzte zu nehmen.

In der Kritik steht beim Thema Zuwendungen auch immer der Begriff der fehlenden Transparenz. Denn trotz der regelmäßigen FSA-Veröffentlichung ist es Patienten nach wie vor unmöglich, zu erfahren, ob und wieviel Geld ihr Arzt von Pharmaunternehmen erhält. In den USA ist das Problem patientenfreundlicher gelöst. Dort sind die Unternehmen gezwungen, die Empfänger ihrer Überweisungen namentlich aufzulisten. Hierzulande ist dies nur der Fall, wenn der Arzt zustimmt, was immer weniger Mediziner tun. Im Jahr 2015 waren noch 31 Prozent der deutschen Ärzte bereit, ihren Namen auf der FSA-Liste zu lesen, 2017 haben nur noch 20 Prozent der Namensnennung zugestimmt.

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