Pharmahersteller liefern nach Hause Alexander Müller, 04.09.2007 16:42 Uhr
Pharmahersteller in Großbritannien versuchen immer häufiger Großhandel und Apotheken zu umgehen und die Arzneimittel direkt an die Kunden zu liefern. Der Markt solcher „Haustürlieferungen“ belaufe sich im Königreich bereits auf umgerechnet etwa 370 Millionen Euro bei einer Wachstumsrate von jährlich 10 bis 15 Prozent, berichtet die „Times“.
Für das nationale Gesundheitssystem NHS lohnt sich dieses Prinzip in zweifacher Hinsicht. Erstens wird auf direkt ausgelieferte Arzneimittel keine Mehrwertsteuer mehr erhoben, zweitens entfallen die Preisaufschläge der Handelsstufen. Bereits seit einigen Monaten versuchen Hersteller wie Pfizer, AstraZeneca und Sanofi Aventis durch exklusive Lieferverträge mit bestimmten Großhändlern die Margen zu kürzen und Einfluss auf den Vertrieb zu gewinnen.
Direktlieferungen durch Kuriere gibt es in Großbritannien schon seit mehreren Jahren, meist als Service für schwer kranke Patienten. Doch nun weiten die Hersteller das Angebot auf leichtere Erkrankungen und damit viel größere Patientengruppen aus. Auch in den USA ist diese Praktik verbreitet, so die Zeitung.
Allerdings birgt das System auch einige Gefahren. Die Hersteller bekommen durch die Direktlieferungen detaillierte Informationen über ihre Kunden, berichtet die „Times“. Damit dies nicht Überhand nimmt, muss ein anderes Unternehmen als der Hersteller die Auslieferung übernehmen. Somit ist doch wieder ein zusätzliches Glied in der Kette - nur eben kein ausgebildeter Apotheker.