Pharmahandelskonzerne

Pessina produziert nicht mehr

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Berlin -

Stefano Pessina ist nicht nur der König der Apotheken, sondern auch der König der Kosmetika: Zu Walgreens Boots Alliance (WBA) gehört mit BCM einer der größten Lohnhersteller weltweit. Jetzt könnte die Sparte verkauft werden: Der Konkurrent Fareva will zuschlagen – und sich im Gegenzug verpflichten, WBA für zehn Jahre zu beliefern.

Die britische Drogerie- und Apothekenkette Boots war seit jeher auch in der Produktion aktiv, Ibuprofen etwa wurde in den 1960er Jahren in den Laboren des Konzerns entdeckt. Die OTC-Sparte mit Marken wie Nurofen, Dobendan und Gaviscon musste der Konzern im Zuge der Fusion mit Alliance UniChem an Reckitt Benckiser (RB) abgeben. Doch die Lohnherstellung für Kosmetika blieb im Konzern.

Neben dem Werk D10 am Boots-Hauptsitz in Nottingham, wo seit 1933 Kosmetika hergestellt werden, gibt es Fabriken im französischen Vitre und in Dietzenbach bei Frankfurt, die beide 1995 übernommen wurden. Insgesamt sind an den Standorten 2000 Mitarbeiter beschäftigt. Die letzten bekannten Zahlen stammen aus dem Jahr 2013 und weisen einen Umsatz von 238 Millionen Britischen Pfund und einen Verlust von drei Millionen Pfund aus. Ein Sparprogramm war die Folge.

Noch vor einigen Jahren war Pessina stolz auf die kleine, aber feine Sparte. Doch das Geschäft ist schwieriger geworden; sehr wahrscheinlich waren neben dem harten Konkurrenzdruck auch die erforderlichen Investitionen ein Grund für den Verkauf. Dazu kommt, dass BCM keinen Standort in den USA hat, wo mittlerweile die meisten Apotheken des Konzerns angesiedelt sind.

Ganz anders Fareva. 1990 durch den heutigen Firmenchef Bernard Fraisse gegründet, hat es der französische Lohnhersteller zum europäischen Marktführer gebracht. Vor allem durch Zukäufe ist das Unternehmen gewachsen: In Annonay hatte Fareva 2002 eine Fabrik von der Novartis-Tochter Ciba übernommen, in Val-de-Reuil 2006 ein Werk von Pfizer, in St-Germain-Laprade einen Standort von MSD Sharp & Dohme.

In Deutschland fertigt die Tochterfirma Excella in Feucht bei Nürnberg pharmazeutische Ausgangsstoffe, das Werk gehörte bis 2007 zu Heumann. In Mexiko wird Kosmetik hergestellt, aus einem 2011 übernommenen Pfizer-Werk in Richmond (Virginia) kommen OTC-Medikamente. Knapp 10.000 Mitarbeiter an 35 Standorten weltweit erwirtschafteten zuletzt einen Umsatz von 1,3 Milliarden Euro. Insgesamt gibt es rund 1000 Kunden.

Fareva und BCM konkurrierten bislang um Kunden wie Chanel, Lancôme, Dior, Yves Saint Laurent, Hugo Boss und Bulgari, aber auch um Aufträge für Eigenmarken beispielsweise von Supermarktketten. BCM produzierte auch Boots-Marken wie No7 – zwei Drittel des Umsatz aus dem deutschen Werk entfielen auf den Mutterkonzern, der Rest auf externe Kunden. Durch die Liefervereinbarung über zehn Jahre ist der Nachschub gesichert. Ein klassischer Pessina-Deal.

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