Pharmahandelskonzerne

Boots: Absage in Amerika

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Berlin -

Alliance Boots hat den Anspruch, ein globaler Pharmahändler zu sein. Doch zumindest in Lateinamerika bekommt der Konzern keinen Fuß auf den Boden. Nachdem vor vier Jahren der Einstieg beim viertgrößten brasilianischen Großhändler Athos gescheitert war, konnten sich die Briten jetzt nicht mit den Eigentümern des mexikanischen Großhändlers Grupo Casa Saba (CGS) einigen.

Laut CGS scheiterten die Verhandlungen über einen Verkauf des Großhandelsgeschäfts am Preis. Alliance Boots erklärte dagegen, es sei unmöglich gewesen, die finanzielle Situation des Unternehmens ausreichend zu durchleuchten. Die Mexikaner haben aber schon Ersatz gefunden und die Sparte für 345 Millionen US-Dollar an zwei US-Fonds verkauft.

CGS ist einer der führenden Pharmagroßhändler in Mexiko und blickt auf eine 120-jährige Geschichte zurück. Das Unternehmen mit 22 Niederlassungen beliefert private und staatliche Apotheken und Apothekenketten sowie Supermärkte und Kaufhäuser. 85 Prozent der Anteile gehören seit 2000 der Familie Saba.

Parallel ist CGS mit rund 1900 Apotheken in Mexiko, Chile und Brasilien einer der größten Kettenbetreiber in Lateinamerika. Mit der Übernahme der 40 Filialen umfassenden Kette Farmacias ABC war CGS überhaupt erst 2007 in den Einzelhandel eingestiegen. Ein Jahr später gehörten schon 190 Apotheken zum Netzwerk; parallel kaufte CGS die brasilianische Kette Drogasmil.

2010 kam dann der ganz große Wurf: Für 637 Millionen Dollar kaufte CGS die chilenische Apothekenkette Farmacias Ahumada (FASA), die damals mit knapp 1300 Filialen in drei Ländern 1,7 Milliarden Dollar Umsatz erzielte. Das Geschäft in Peru wurde verkauft; heute hat CGS 900 Apotheken in Mexiko, 350 in Chile und 85 in Brasilien.

Doch die Übernahmen hatten ihren Preis: Die Verschuldung kletterte auf eine Milliarde Dollar; insofern hofft man bei CGS, dass der Verkauf des Großhandelsgeschäfts zum Befreiungsschlag wird. Die Aufspaltung kostet das Unternehmen die Hälfte des Umsatzes von zuletzt rund 3,2 Milliarden Dollar.

Ob die verbleibenden Erlöse ausreichen, um die Verbindlichkeiten weiter abzubauen, wird sich zeigen. Zumindest die Marktposition ist gefestigt: In Chile etwa gehört FASA zu einer von drei Apothekenketten, die sich 90 Prozent des Marktes teilen.

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