Pharmahandel

Oriola verkauft Russlandgeschäft

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Berlin -

Der finnische Pharmahändler Oriola-KD zieht sich aus Russland zurück: Die Apothekenketten Stary Lekar und 03 Apteka sowie das Großhandelsgeschäft sollen an „36.6“ gehen. Die größte Apothekenkette in Russland lässt sich die Übernahme 3,7 Milliarden Rubel (umgerechnet rund 56 Millionen Euro) kosten.

Oriola hatte bereits im Herbst laut über einen Rückzug aus Russland nachgedacht. Der schwache Rubel und die schlechte Konjunkturlage hatten dem Konzern zu schaffen gemacht: Oriola hatte 2013 knapp 980 Millionen Euro in Russland umgesetzt und dabei ein Minus von 8,3 Millionen Euro eingefahren. In den ersten neun Monaten dieses Jahres lagen der Umsatz bei rund 560 Millionen Euro und die Verluste bei mehr als 100 Millionen Euro. Der finnische Pharmahändler zog einen Schlussstrich.

„Das Russlandgeschäft war mehrere Jahre lang hinter den gesetzten Zielen zurückgeblieben“, erklärt Konzernchef Eero Hautaniemi. Oriola war 2008 als Mehrheitsaktionär bei den russischen Großhändlern Vitim und Moron eingestiegen, 2010 kam die Apothekenkette 03 dazu. Hautaniemi kündigte an, sich künftig auf das Geschäft in Finnland, Schweden und den baltischen Staaten zu konzentrieren.

In Lettland besitzt Oriola derzeit zwei Vor-Ort-Apotheken in Riga, von denen eine Anfang Dezember übernommen wurde, und eine Versandapotheke, die der Pharmahändler Anfang des Jahres eröffnet hatte. Mit dem Apotheken- und Großhandelsgeschäft in den baltischen Staaten setzte Oriola im vergangenen Jahr 41 Millionen Euro um.

In Schweden besitzt Oriola 304 Kronans-Apotheken, mit denen der Konzern 2013 rund 670 Millionen Euro umsetzte. Zusammen mit dem Großhandelsgeschäft erreichte Oriola einen Umsatz von knapp 1,2 Milliarden Euro in Schweden. In Finnland setzt Oriola mit seinem Großhandel 342 Millionen Euro um. Insgesamt erlöste der Konzern 2,6 Milliarden Euro und erwirtschaftete einen Gewinn von 5,8 Millionen Euro.

„36.6“ wurde 1991 von Artyom Bektemirov und Sergei Krivosheyev gegründet und war zunächst nur als Großhändler aktiv. 1998 wurde in Moskau die erste Apotheke eröffnet, weitere folgten. Von 2004 an übernahm „36.6“ weitere Apotheken in anderen Regionen Russlands, oft kleinere Ketten. Bereits 2007 gehörten 1000 Apotheken zu dem Netzwerk.

Eigentlich sollte die Zahl der Apotheken bis 2009 auf 1300 steigen – 2008 waren es 1200. Dann allerdings traf die Finanzkrise das Unternehmen und machte der Expansion ein Ende. Die Apothekenkette musste Filialen schließen und sich auf die Suche nach Investoren machen. 2013 fusionierte 36.6 mit dem Konkurrenten A.V.E., dem mehr als 200 Apotheken der Marken „A.V.E.“ und „120 na 80“ angehören.

Mitte 2014 verkaufte „36.6“ seine Beteiligung am Hersteller Veropharm an den US-Konzern Abbott. Heute gehören knapp 670 Apotheken zu der Kette. Durch die Übernahme kommen 229 Apotheken in und um Moskau von Oriola hinzu.

Oriola ist schon der dritte europäische Pharmahändler, der sich wieder aus Russland zurückzieht: Phoenix hatte sich 2010 verabschiedet und seine Beteiligung an Russlands viertgrößtem Pharmagroßhändler ZAO Rosta verkauft.

Gehe/Celesio hatte bereits 1993 mit dem russischen Partner „Gehe Pharma St. Petersburg“ gegründet, aber schon drei Jahre später seinen 65-prozentigen Anteil wieder verkauft. Vor einigen Jahren scheiterten Gespräche über einen Einstieg beim Marktführer Protek an den Preisvorstellungen der Eigentümer – zum Glück, wie der langjährige Konzernchef Dr. Fritz Oesterle später befand. Lediglich Alliance Boots ist nach wie vor auf dem russischen Markt aktiv.

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