Kommentar

Pharmagelenkte Apotheken

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Nachdem der Exklusivvertrieb von Pfizer & Co im britischen Pharmagroßhandel Furore gemacht hat, geht AstraZeneca nun in die nächste Runde: Unter dem Deckmantel der pharmazeutischen Betreuung plant der Hersteller den Durchgriff bis zur Apotheke: Die Beratung und Schulung der Patienten soll gelenkt werden - vermutlich ganz im Sinne des Konzerns.

Auch wenn bislang keine Details bekannt sind, lässt sich absehen, wohin die Reise nach der Vorstellung der Pharmahersteller gehen dürfte: Die in Aussicht gestellte Gebühr erhalten jene ausgesuchten Apotheken, die Patienten mit speziellem Beratungsbedarf ausfindig machen und diesen ausfüllen. Woran dieser Bedarf zu erkennen ist, steht in den Sternen. Dass es dabei primär um das Interesse des Pharmariesen geht, ist dagegen allzu offensichtlich.

Dass Patienten geschult und beraten werden müssen, ist keine Entdeckung von AstraZeneca: Täglich leisten die Apotheken vielfältige Aufklärungsarbeit zur Anwendung von Arzneimitteln und deren Nebenwirkungen, zu Interaktionen und Kontraindikationen. Dabei zeichnet gerade ihre fachliche Unabhängigkeit die Arbeit der Apotheken aus. Vorstöße wie das Programm von AstraZeneca könnten dieses Vertrauen zerstören - von möglichen datenschutzrechtlichen oder gar therapeutischen Folgen ganz abgesehen.

Ob die kalkulierten 1000 Vertragsapotheken aus den Ketten der Logistikpartner rekrutiert werden sollen, ist bislang unklar. Doch nur allzu bereitwillig dürften große Handelskonzerne entsprechende Verträge zeichnen. Europas führende Anbieter sind bereits im Großhandelsbereich eingeknickt - zu groß dürfte die Angst vor Einbußen, zu überwältigend die Aussicht auf den Marktausschluss von Mitbewerbern gewesen sein. In vertikalisierten Strukturen könnte die Kombination aus Liefervereinbarung und Betreuungsprogramm ihre ganze wettbewerbsfeindliche Dynamik entfalten - zu Lasten der Arzneimittelsicherheit. Die Hersteller und ihre Vertragspartner werden sich fragen lassen müssen, wessen Interessen sie wirklich verfolgen und in welche Abhängigkeiten sie Patienten und Verbraucher treiben wollen.

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